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Superblitz oder nukleare Explosion? Der Vela-Zwischenfall

Foto: Imago / United Archives International

Superblitz oder nukleare Explosion? Der Vela-Zwischenfall

In der Nacht vom 21. auf den 22. September 1979 verzeichnet der Satellit Vela-5B über dem indischen Ozean einen Doppelblitz, wie er gewöhnlich nur bei einer atomaren Explosion entsteht. Hat der amerikanische Überwachungssatellit etwa einen Nuklearwaffentest aufgespürt?

Der amerikanische Satellit Vela-5B wurde 1969 im Rahmen des Vela-Programms zur Überwachung von oberirdischen Atombombentests ins All geschickt. Zusammen mit seinem Zwillingsbruder Vela-5A hatte er seit Mai 1969 die Mission, von der Erde aus gesandte Gammastrahlung aufzuzeichnen – wie sie bei der Sprengung von Atombomben entsteht. Mit dem Programm wollten die USA sicherstellen, dass alle beteiligten Staaten den „Vertrag über das Verbot von Kernwaffenversuchen in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser“ einhalten. Dieser trat im Oktober 1963 in Kraft und galt zunächst nur zwischen den USA, der Sowjetunion und Großbritannien. Er wurde Schritt für Schritt auch von weiteren Staaten unterzeichnet, die im Besitz von Nuklearwaffen sind.

Lichtblitze im indischen Ozean

Am 22. September schlagen die Messinstrumente von Vela-5B Alarm: Im Indischen Ozean, genauer gesagt bei den südafrikanischen Prince-Edward-Inseln, hat der Satellit einen doppelten Lichtblitz aufgezeichnet, die beim Zünden von Nuklearwaffen entstehen. Doch Kritiker hegen Zweifel an der Verlässlichkeit der Daten. Immerhin befand sich Vela-5B zu dem Zeitpunkt seit über zehn Jahren auf dieser Mission und war damit im Jahr 1979 jenseits seiner erwarteten „Lebensspanne“.

Die amerikanische Regierung verdächtigte Südafrika, den Test durchgeführt zu haben. Es war bekannt, dass das Land in den 1970ern an einem Kernwaffenprogramm arbeitete. Südafrika bestritt dies allerdings vehement – so hatte das Apartheit-Regime doch das Abkommen zum Kernwaffentestverbot unterzeichnet. Auch wurde über eine mögliche Beteiligung Israels spekuliert, da beide Länder in diversen Rüstungsprogrammen kooperierten. 1975 bot Israel Südafrika sogar Atomwaffen zum Kauf an. Ein gemeinsames Strippenziehen in Sachen Atomwaffentest schien also durchaus plausibel.

Fadenscheinige Erklärungen

Wenige Monate nach dem Ereignis entlarvten die Zeitungen weltweit die angebliche Kernexplosion als Superblitz – einem natürlichen Phänomen, welches das typische Muster einer nuklearen Explosion aufweist. Wirklich überzeugend war diese Erklärung jedoch nicht. Auch die extra von Präsident Jimmy Carter einberufene Kommission zur Aufklärung der Daten kam zu keinem eindeutigen Ergebnis. In ihrem Bericht hielt sie lediglich fest, dass die Lichtblitze „wahrscheinlich“ keinen nuklearen Ursprung haben. Daraufhin kamen Vermutungen auf, die Kommission sei befangen gewesen. Ein Atomwaffentest und damit ein Bruch des „Atomteststoppabkommens“ hätte die Carter-Regierung nämlich ernsthaft unter Handlungsdruck gesetzt. Wurde das verabschiedete Gesetz der Weltpolizei – und damit auch die USA selbst – etwa nicht ernst genommen?

Keine Zweifel – aber auch keine Beweise

Bis heute ist umstritten, ob der sogenannte Vela-Zwischenfall wirklich eine nukleare Explosion aufgezeichnet hat oder nicht. Keiner der verdächtigten Staaten hat jemals zugegeben, diesen Test durchgeführt zu haben. Aussagen von südafrikanischen Marineangehörigen sowie von Nuklearexperten, wie dem Techniker Mordechai Vanunu, lassen mittlerweile jedoch keine Zweifel: Der Test fand statt. Nur: Wo sind die hieb- und stichfesten Beweise …?
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