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Gedrückt, geküsst, gestupst: Internationaler Tag der Freundschaft

Foto: Imago / MiS

Gedrückt, geküsst, gestupst: Internationaler Tag der Freundschaft

Am 30. Juli erinnert der Tag der Freundschaft weltweit an die Bedeutung der Beziehung zwischen Personen, Ländern und Kulturen. Doch wie sehen – in Zeiten von Facebook und Co. – soziale Bindungen heute aus?

Am 30. Juli erinnert der Tag der Freundschaft weltweit an die Bedeutung der Beziehung zwischen Personen, Ländern und Kulturen. Doch wie sehen – in Zeiten von Facebook und Co. – soziale Bindungen heute aus?

“Gute Freunde kann niemand trennen – gute Freunde sind nie allein, weil sie eines im Leben können: füreinander da zu sein…”. Was Franz Beckenbauer im Jahr 1966 mit seiner ersten Schallplatten-Single zum Besten gab, wird seit 2011 erstmals mit einen Ehrentag gefeiert: die Freundschaft.

Wie sozial ist social?

Was der Kaiser damals zur Freundschaft trällerte, hat jedoch heute mit der Realität wenig zu tun. Längst zählt man zu seinen guten Freunden diejenigen Facebook-User, die die eigenen Posts mit “Likes” bestätigen oder einem hin und wieder mal einen “Anstupser” schicken. Längst kann man heute seine Freunde nicht mehr an zwei Händen abzählen – es sei denn, man denkt sich einfach zwei Nullen dazu. Geht es um soziale Beziehungen im Social Web, spricht man von einer Welt, in der das Lesen von Statusnachrichten der digitalen Freunde gegen Einsamkeit hilft und in der man sich seinen Kummer von der Seele posten kann. Eine Welt, die alles andere als sozial ist?

Wir vereinsamen nicht im sozialen Netz! Das fanden Wissenschaftler immer wieder übereinstimmend heraus: Je mehr Menschen sich digital miteinander austauschen, desto stärker sind sie auch im realen Leben miteinander in Kontakt. Es gebe sogar einen statistischen Zusammenhang zwischen Anzahl der Online-Freunde und der realen Freunde. Sind Menschen also online gesellig, sind sie es auch in der Wirklichkeit.

Die Zahl der Freunde ist begrenzt

Gut – es mag stimmen, dass es heutzutage leichter geworden ist, über das soziale Web beispielsweise den Kontakt zu alten Schulkollegen zu halten, die in Zeiten des Briefeschreibens (noch schneller) in Vergessenheit geraten wären. Aber darüber hinaus gibt es auch einige Facebook-Nutzer, die mit 600 Freunden glänzen. Dies scheint dann wenig glaubwürdig. Zu Recht, denn: Ein Mensch kann maximal 150 “echte” Freunde haben – dann ist Schluss! Mit echten Freunden seien hier Vertraute gemeint. Also Menschen, mit denen man mehr austauscht als hier und da einen “Anstupser” per Klick.

Zurückzuführen ist diese Erkenntnis auf den Evolutions-Anthropologen Robin Dunbar. Der Wissenschaftler der Universität Oxford beobachtete vor etwa 20 Jahren Menschenaffen und fand heraus, dass die Größe von sozialen Gruppen proportional zum Neokortex wächst, also der Hirnregion, die soziale Situationen bewertet. Übertragen auf die Gehirngröße des Menschen, kam er somit auf die magische Zahl 150 – auch Dunbars Nummer genannt. “Hinter der Dunbar-Zahl verbergen sich eigentlich eine ganze Reihe von Zahlen, die quasi verschiedene Schichten bilden”, erklärt der Psychologe Felix Reed-Tsochas von der Universität Oxford. So hätten Menschen im Schnitt fünf sehr intime Freunde, dazu kämen etwa 15 enge und 50 gute Freunde.

Aus den Augen aus dem Sinn?

Und was macht nun eine echte Freundschaft aus? Bereits in der Antike verfasste Platon und sein Schüler Aristoteles Schriften zum Thema Freundschaft. So schrieb Aristoteles, dass die Ähnlichkeit zweier Menschen wichtig für die Freundschaft sei. Da sich diese Ähnlichkeit nur schwer finden ließe, so folgerte er, könnten wir auch nur wenige gute Freunde haben und bräuchten Zeit, diese zu finden. Laut einer Umfrage des Allensbacher-Instituts gehören für 87 Prozent der Deutschen Loyalität, Vertrauen und Offenheit zu den wichtigsten Kriterien einer Freundschaft.

Oftmals zeigt sich erst in der Ferne der Wert der Freundschaft. Denn viele “freiwillige” Bindungen gehen auseinander, wenn man sich nicht mehr regelmäßig sieht. Gute Freundschaften festigen sich durch Distanz, andere Freundschaften gehen zu Bruch und werden durch neue ersetzt. So gesehen hilft Facebook und weitere sozialen Plattformen dabei, dass das Band der Freundschaft trotz räumlicher Trennung nicht gleich zerreißt. Dennoch: “Ich muss Freunde gelegentlich auch persönlich sehen. Das heißt, ich muss sie riechen können”, ist auch der Berliner Freundschaftsforscher Wolfgang Krüger überzeugt. Denn das größte Problem, das wir im Leben haben, sei die Einsamkeit. “Wer gute Freunde hat, lebt etwa 20 Jahre länger”, so Krüger.

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