Lebensmittel aus China: Kann dieser Apfel mich vergiften?
- Von Welt der Wunder Magazin
- Gesundheit
- 11.01.2021
Äpfel, Brötchen, Hähnchenfleisch – was nach deutschen Lebensmitteln klingt, stammt oft aus China. Über eine Million Tonnen importieren wir jährlich aus dem asiatischen Land – zu einem unschlagbar günstigen Preis. Doch das Geschäft hat einen Haken …

Erfahren Sie in der Galerie mehr über die Gifte in unserem Essen!
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Einsatz von Pestiziden
Mindestens 27.000 verschiedene Pestizide setzen chinesische Bauern auf ihren Feldern ein. Die Folge: Sie leiden häufig an Hirn- und Organschäden. Verwenden die Bauern Phosphorsäureester, steigt außerdem ihre Selbstmordrate um bis aufs Fünffache, so die World Health Organisation. Über importierte Lebensmittel wie Teigrohlinge, die aus chinesischem Getreide hergestellt werden, gelangen die Toxine auch zu uns.
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Nitrofurane
2002 rufen deutsche Supermärkte Hähnchen-Nuggets zurück. Greenpeace hat enthüllt, dass das Fleisch aus China krebserregende Antibiotika enthält.
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Hexachlorcyclohexan
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit fand in 94 Prozent der Birnen aus China Pestizid-Rückstände, besonders häufig das Insektizid Hexachlorcyclohexan. Die Substanz zerstört die Atemwege und löst Muskelzucken und Herzflimmern aus.
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Triazophos
Zitrusfrüchte aus China gehören zu den am meisten beanstandeten Gütern im Hamburger Hafen: Das Veterinär- und Einfuhramt findet in ihnen immer wieder verbotene Pestizide.
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Aflatoxine
Erdnüsse aus China fallen beim Veterinär- und Einfuhramt oft auf, weil sie Aflatoxine enthalten können – Pilzgifte, die Nieren, Leber und Immunsystem schädigen und krebserregend sein können.
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Nikotin
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit entdeckte extrem hohe Nikotin-Konzentrationen in Wildpilzen aus China (besonders in Steinpilzen). Der krebserregende Wirkstoff ist oft Bestandteil von Pestiziden, die in Europa verboten sind.
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Phorat und Parathion
Chinesische Labore wiesen toxische Pestizide im Knoblauch nach. Fast der gesamte Knoblauch in deutschen Supermärkten stammt aus China.
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Indol, Skatol und Putrescin
Experten warnen vor Gemüse aus China, das mit Jauche-Dünger behandelt ist, wie z. B. Spinat. Oft ist es mit Fäulnisbakterien verseucht, die hochpotente Gifte produzieren.
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Glyphosat
Der Teig kommt aus China, aufgebacken wird er in deutschen Supermärkten oder in Großbäckereien. „Öko-Test“ fand in diesen Brötchen Herbizid-Rückstände. In chinesischem Mehl wurde außerdem das toxische Pestizid Benzoylperoxid entdeckt.
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Endosulfan und Dithiocarbamate
In chinesischen Äpfeln werden immer wieder giftige Pestizide nachgewiesen. 3.600 Tonnen importieren wir aus China. Seit Ende 2013 entwirft China Pläne, um zumindest Endosulfan zu verbieten.
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Norovirus und Hepatitis A
2012 erkrankten 11.000 Menschen in Deutschland am Norovirus durch den Verzehr von tiefgekühlten Erdbeeren aus China. Das Hamburger Veterinär- und Einfuhramt fand 2013 außerdem in Proben Hepatitis-A-Viren.
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Maden
Auch Schokolade importieren wir aus China. In einigen Pralinen fanden Konsumenten winzige noch lebende Maden. Ursache ist wahrscheinlich die mangelnde Hygiene in den chinesischen Fabriken.
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Kupfer und Dichlordiphenyltrichlorethan
Tee und Heilkräuter aus China gehören mit zu den am meisten verseuchten Produkten. Greenpeace und andere Organisationen wiesen bereits diverse Pestizide und Schwermetalle nach.
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Formaldehyd
Importierter Kohl aus China wird dort mit Formaldehyd besprüht, um seine Haltbarkeit zu verlängern. Das Gift löst Haut- und Atemwegsreizungen und bösartige Tumoren aus.
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Forchlorfenuron
Im Mai 2011 explodierten in der chinesischen Provinz Jiangsu unzählige Wassermelonen – sie sprangen auf, weil die Bauern zu viel Forchlorfenuron, ein giftiges Wachstumshormon, gespritzt hatten.
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Aluminium
2013 beanstandete das Hamburger Veterinär- und Einfuhramt 630 Lieferungen getrockneter Nudeln aus China, weil sie Aluminium enthielten. Das Metall verursacht Gehirnschwund.
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Cadmium und Blei
In chinesischem Reis wurden hohe Mengen an Schwermetallen, insbesondere Cadmium und Blei, gefunden. Diese zerstören die inneren Organe
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Verseuchte Ackerböden
Eine Milliarde Tonnen Umweltgifte produziert die chinesische Industrie pro Jahr. Filter für Abgase gibt es so gut wie keine. Die Folge: Die toxischen Substanzen fallen mit dem Regen auf die Felder und werden von den Pflanzen aufgenommen. 70 Prozent der chinesischen Äcker gelten deshalb als verseucht.
©imago/XinhuaUnd was ist mit den Äpfeln in unserem Supermarkt? Nun, zwei von zehn Äpfeln kommen aus Deutschland. Tatsächlich importieren wir jedes Jahr Nahrungs- und Genussmittel im Wert von 1,5 Milliarden Euro aus China. Dazu zählen fast 130.000 Tonnen Fisch, rund 7.700 Tonnen Fleisch, 3.600 Tonnen Äpfel, 282 Millionen Teiglinge für Brötchen, 10.277 Tonnen frisches Gemüse und 862 Tonnen Milchprodukte. Und jedes Jahr steigt diese Einfuhr um rund zehn Prozent. Allein im Hamburger Hafen treffen pro Tag durchschnittlich über 6.800 Container mit Lebensmitteln aus dem Reich der Mitte ein.
Welche Pestizide enthält Apfelsaft aus China?
Gigantische Importmengen führen zu laschen Kontrollen
Bei allen anderen Produkten wie Obst und Gemüse existieren keine konkreten Kontrollvorschriften. Folglich wird kein einziges Labor je feststellen, wie viel von welchen Pestiziden in Xiaoguins Bohnen stecken. Der Grund für die ausbleibenden Kontrollen: Die Kosten für alle importierten Nahrungsmittel wären gigantisch. Wenn Organisationen wie Greenpeace diese Aufgabe übernehmen, rechnen sie mit Kosten von 240 Euro für jede einzelne Probe. Die Verbraucher wissen oft nicht, dass viele Waren aus China importiert werden. Der Verein Foodwatch fordert deshalb den Aufdruck „Made in China“ zum Beispiel für Apfelsäfte, die aus chinesischen Früchten hergestellt werden – 80 Millionen Liter waren das 2013.
Wie gefährlich kann ein Erdbeerkompott sein?
Der Fall zeigt nicht nur, dass es in China an Qualitätsstandards mangelt, weil es dort kaum Hygienevorschriften gibt. Er offenbart auch die Schwachstellen unseres Import-Systems: Giftige Produkte werden, wenn sie nicht zufällig durch die spärlichen Stichproben entdeckt werden, nur aus dem Handel genommen, wenn es die ersten Krankheitsfälle gibt. Kommt es zu einem Vorfall, informiert das betroffene EU-Land die anderen EU-Staaten über das sogenannte Rapid Alert System for Food and Feed. Mit 435 Warnmeldungen über schädliche Waren steht China im Jahr 2013 auf Platz eins (auf Platz zwei landet Indien mit 261 Einträgen). Die Langzeitfolgen von Nahrungsmitteln, die mit Pestiziden und Schwermetallen verseucht sind, werden nicht überprüft.
Milchpulver-Skandal aus dem Jahr 2008
Die Chemikalie wird eigentlich zur Herstellung von Plastik und Klebstoffen verwendet und ist hochgiftig. In China war dieser Fall aber nur die Spitze des Eisbergs – ein Lebensmittelskandal folgt hier dem anderen: Im Reis werden die Schwermetalle Cadmium und Blei entdeckt, Obst und Gemüse enthalten Pestizid-Rückstände, Schweinefleisch wird eingefärbt und als Rindfleisch angeboten, Erde wird als schwarzer Pfeffer verkauft, Klöße und Brötchen sind mit Aluminium belastet, Honig enthält genveränderte Pollen, benutztes Speiseöl aus Restaurants wird aus dem Abfluss abgezapft und „recycelt“, im Hähnchenfleisch finden sich krebserregende Antibiotika und so weiter. Mittlerweile misstrauen 70 Prozent der chinesischen Bevölkerung den eigenen Produkten, so eine Umfrage der Qinghua-Universität in Peking.
Welche Schwermetalle stecken in meinem Reis?
Mediziner gehen davon aus, dass Pestizide vor allem Krebs und Gehirnerkrankungen wie Parkinson auslösen. Blei und Cadmium verseuchtes Gemüse kann sogar die Lebenserwartung um neun bis zehn Jahre verkürzen. Der Student Wu Heng ist deshalb Food-Aktivist geworden und betreibt wegen all der Skandale den Blog „Wirf es aus dem Fenster“. Seit zwei Jahren listet er verschiedene Vorfälle und Studien auf. Bislang sind es über 3.000 verifizierte Fälle, die er auch auf einer Karte verortet. Der 28-Jährige spricht von einer Krise der Lebensmittelsicherheit, die so schnell kein Ende finden werde. „Wenn du in den Supermarkt gehst“, sagt Wu Heng, „gibt es zwei Arten von Lebensmitteln: gesunde ökologische und die, die man sich leisten kann.“
Wie viel Land in China ist so kontaminiert, dass es zur Sperrzone wird?
Niedrige Preise sind aber Chinas Spezialgebiet, wie ein einfacher Vergleich zeigt: Deutsche Erdbeeren aus biologischem Anbau können um die 13 Euro pro Kilo kosten, spanische Erdbeeren um die vier Euro und tiefgefrorene Erdbeeren aus dem Reich der Mitte etwa 1,10 Euro (für Großeinkäufer wie einen Marmeladenhersteller sogar nur 0,60 Euro). Die Chinesen selbst zahlen, wenn sie es sich leisten können, lieber mehr, weil sie ihren eigenen Waren nicht trauen. Denn während sie billige Lebensmittel exportieren, importieren sie hochwertiges Essen aus dem Ausland. In China ist beispielsweise das deutsche Milchpulver besonders begehrt. So gehen die Chinesen sicher, dass sie ihre Kinder nicht mit Industrie-Chemikalien ernähren.