Welt der Wunder

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Ozeane ersticken am Plastikmüll: Höchste Zeit für eine Meeresmüllabfuhr

Viel zu viele Tonnen Plastikmüll landen jedes Jahr in den Ozeanen. Für Wale, Seevögel, Delfine oder Meeresschildkröten eine tödliche Gefahr. Von den schätzungsweise 10 Millionen Tonnen, die jährlich ins Meer gelangen, sinkt zwar der größte Teil (ca. 70 Prozent) auf den Meeresboden, erhebliche Mengen treiben Wind und Strömungen gleich wieder an Land, doch was ist mit dem verbleibenden, nicht unerheblichen „Rest“? Könnte, müsste man den nicht wieder herausholen und die Plastikbelastung der Meere senken?

Lösungsansätze gibt es mittlerweile viele. Von kostenträchtigen High-Tech-Ozeanfiltern unter Einsatz schwerer Versorgungsschlepper und Hinterlassen eines bedenklich hohen CO2-Fußabdrucks, bis hin zu Low-Tech-Lösungen bei denen sich Müllsammler mit gebrauchten Reissäcken zu Fuß auf den Weg machen, Strände und Flüsse von entsorgtem oder angespültem Plastik befreien. Während der Erfolg der High-Tech-Ozeanfilter bislang überschaubar ist, kommen Low-Tech-Plastiksammler weit besser voran. 
 Beispiel hierfür ist das von der Deutschen Stiftung Meeresschutz (DSM) geförderte Projekt von BandaSEA e.V. auf den zu den Moluken gehörenden indonesischen Banda-Inseln. Indonesien versinkt seit Jahren in einer selbstgemachten Plastik-Hölle. Weltweit wird hier am zweithäufigsten Müll im Meer entsorgt. Doch auf den Banda-Inseln bekommt man das nun so langsam in den Griff. Tag für Tag sind hier sechs einheimische Müllsammler unterwegs. Jeder sammelt in einem Monat im Schnitt 250 kg Plastikmüll. In einem Jahr sind das ca. 18 Tonnen. Je nach Plastiksorte landet der Müll in einer Recyclinganlage oder, wenn er ungeeignet fürs Recycling ist, in einer Pyrolyseanlage. Hier wird dann gleich der Diesel für den Plastikschredder erzeugt. 
Eine schwimmende Müllabfuhr mit Bord-Schredderanlage
Es gibt Zwischenlager auf den Inseln und jetzt auch ein 12 Meter langes, 3,50 Meter breites Holzboot. Eine indonesische Stiftung stellte es zur Verfügung. Damit kann nun Müll von allen Banda-Inseln abgeholt werden, auch von nicht über Straßen erreichbaren Dörfern. 

Das Boot ist dabei groß genug, ist um nicht nur eine große Menge geschredderten Plastik im Rumpf zu lagern sondern auch gleich einen Schredder auf dem Boot zu betreiben. Damit werden weitere Zwischenlager auf anderen Inseln überflüssig. In einem festen Wochenrhythmus wird die Meeresmüllabfuhr nun an jedem Dorf einmal pro Woche den Müll direkt von den Häusern abholen.
Damit wird das Low-Tech-Konzept dann richtig rund: Stark bevölkerte Inseln wie Naira und Banda Besar haben Zwischenlager, Pickup-System und Schredder vor Ort und die kleinen weit verstreuten Dörfer bekommen einen Abholservice per Boot. Vom Holzboot aus kann dann das Plastik für‘s Recycling direkt auf das Kargoboot umgeladen werden.

Vormals wertloser Abfall erhält so für die einheimische Bevölkerung einen Wert (Verkauf von sortiertem und geschreddertem Plastik) und jeder Plastiksammler bekommt für seine Arbeit 100 € im Monat. Im Ergebnis wandelt sich das Bewusstsein der Menschen für ihre jetzt viel saubere Umwelt und für die Inselbevölkerung eröffnen sich neue Verdienstchancen. Und der CO2-Fußadruck? Der bleibt dabei denkbar klein.

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