Sexismus und Machtmissbrauch: Was ist seit #MeToo passiert?

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Erfinderin: Tarana Burke

Das Hashtag #MeToo erschien erstmalig Mitte Oktober 2017 in den sozialen Medien. Erfunden hat es aber die Sozialaktivistin Tarana Burke (Bild) bereits zehn Jahre bevor die Schauspielerin Alyssa Milano MeToo bekannt machte.

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Die Ursprünge

Eine Erfahrung in ihrer Kindheit im Jahr 1996 brachte Tarana Burke dazu, die Bewegung zu initiieren. Damals hatte ihr ein 13-jähriges Mädchen erzählt, dass sie von dem Freund ihrer Mutter missbraucht wurde. Die afroamerikanische Aktivistin leitet heute eine New Yorker Organisation, die sich für die Rechte junger schwarzer Frauen einsetzt.

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Hollywood macht die Debatte bekannt

Die weltweite Verbreitung von MeToo entstand im Zuge des Weinstein-Skandals. Nachdem viele Schauspielerinnen dem US-Filmproduzenten Harvey Weinstein (Bild) sexuellen Missbrauch vorgeworfen hatten, rief Alyssa Milano die betroffenen Frauen dazu auf, das Hashtag in ihren Tweets zu verwenden. Mit der Aktion wollte sie zeigen, wie groß das Ausmaß der sexuellen Belästigung ist.

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Du bist nicht allein

„Wenn du sexuell belästigt oder angegriffen wurdest, schreibe „Me too“ als Antwort auf diesen Tweet“, schrieb Alyssa Milano (Bild) am 15. Oktober 2017. Der Vorschlag zu diesem Aufruf kam von Charles Clymer, einem Freund der Schauspielerin. Dieser hatte ihr einen Screenshot zugeschickt, den Milano in ihrem Tweet verwendete.

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Ein Hashtag geht viral

Mit dieser Reaktion ihrer Community hatte Milano wohl kaum gerechnet: Noch am selben Tag erschien MeToo 200.000 Mal auf Twitter, am Folgetag gab es bereits eine halbe Million Tweets. Bei Facebook war die Reichweite noch größer: In den ersten 24 Stunden erwähnten 4,7 Millionen Nutzer in über zwölf Millionen Postings das Hashtag.

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Bekannte Opfer

Die Verbreitung der Debatte wurde durch prominente Opfer Weinsteins, die sich zunehmend zu Wort meldeten, weiter angeheizt. Cara Delevingne (Bild mitte), Salma Hayek (Bild rechts), Angelina Jolie, Gwyneth Paltrow und Uma Thurman (Bild links) sind nur einige bekannte Beispiele, die Opfer sexueller Belästigung und Nötigung durch den Medienmogul wurden. Die Berichte der Betroffenen ähnelten sich alle: Der Produzent ließ über seine Mitarbeiter junge Schauspielerinnen oder Models in ein Hotelzimmer oder Büro kommen. Offiziell diente die Einladung dazu, die Karriere zu besprechen – das Meeting endete aber oftmals damit, dass er Massagen oder Sex von den Frauen verlangte.

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Bekannte Beschuldigte

Aber auch über die Vorwürfe gegen Harvey Weinstein hinaus nutzten viele Menschen die Gelegenheit, um ihre Erfahrungen zu teilen. Diese reichen von unangemessenen Verhalten, über Diskriminierung aufgrund des Geschlechts bis hin zur Belästigung, Gewalt oder Vergewaltigung. In Zuge dessen wurden weitere Männer der sexuellen Belästigung beschuldigt. Darunter der frühere US-Präsident George Bush Senior, Hollywood-Schauspieler Kevin Spacey, Donald Trump und der deutsche Regisseur Dieter Wedel. Der amerikanische Dokumentarfilmer Morgan Spurlock (bekannt aus "Super Size Me") gab sogar von sich aus sexuelle Übergriffe zu: „Ich bin Teil des Problems“, formulierte er in einem Statement.

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Für was steht MeToo heute?

Die Bedeutung reicht von unangebrachten Komplimenten gegenüber Frauen bis hin zur Vergewaltigung. In dem konkreten Fall kritisiert es, dass Standards fehlen, wie mit Sexismus, sexueller Belästigung und Missbrauch umgegangen werden soll – eine Debatte, die immer noch anhält, und das weltweit.

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Protestaktionen in China: spät und leise

MeToo verbreitete sich in 85 Nationen – darunter auch China. Nachdem die nationalen Medien der Volksrepublik sexuelle Belästigung zunächst als ein ausländisches Problem bezeichneten und chinesische Männer als „aufgeklärt“ und „fürsorglich“ beschrieben hatten, gingen die Protestaktionen Anfang 2018 dann doch los. Auslöser war der Fall eines Professors an der Pekinger Universität, der Studentinnen zum Sex aufgefordert haben soll. Wie die Tagesschau berichtet, werden jedoch in China kritische Online-Postings zum Thema immer noch systematisch zensiert.

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Metoo in der Kunst, …

Die Debatte zur Gleichstellung von Frauen erreichte sogar die Kunstszene. Das Gemälde Hylas and the Nymphs von John William Waterhouse (Bild) aus dem 19. Jahrhundert beispielsweise wurde für eine Woche aus der Manchester Art Gallery entfernt. Diese Aktion sollte die Darstellung von nackten Frauen in den Sammlungen der Kunstmuseen infrage stellen. Darüber hinaus diskutierten die Medien darüber, ob Kunst von umstrittenen Künstlern in Museen eine Fußnote erhalten sollen. Anlass war der Vorwurf gegenüber dem amerikanischen Maler Chuck Close: Mehrere Modelle warfen ihm vor, sie unsittlich berührt zu haben.

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… im Sport, …

Dass es sexuelle Gewalt auch im Sport gibt, bewies der Missbrauchsskandal im österreichischen Ski-Leistungssport, den betroffene Skifahrerinnen kurz vor den Olympischen Winterspielen in Südkorea ins Rollen brachten. Sie beschuldigten einflussreiche Trainer und Funktionäre, sie in Leistungskadern und Ski-Internaten belästigt und sogar vergewaltigt zu haben. Und auch in den USA wurde ein Fall unglaublichen Ausmaßes bekannt: Der frühere Teamarzt der US-Turnerinnen, Larry Nassar, soll mehr als 260 Frauen und Mädchen missbraucht haben. Sein Vorwand war stets die Behandlung einer Sportverletzung.

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…der Politik...

Wie der britische Guardian Anfang des Jahres berichtete, erhoben auch UN-Mitarbeiterinnen Missbrauchsvorwürfe. Sie berichteten von verbalen Zudringlichkeiten bis hin zu Vergewaltigungen – das Hashtag „UNtoo“ war geboren. UN-Generalsekretär Antonio Guterres (Bild) reagierte sofort auf die Vorwürfe und rief die Weltgemeinschaft dazu auf, gegen die Gewalt an Frauen vorzugehen. „Jede Frau und jedes Mädchen hat das Recht auf ein Leben ohne Gewalt“, sagte er. Der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge erfahren weltweit ein Drittel aller Frauen sexuelle oder psychische Gewalt.

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Kritik und Gegenbewegung

Es wurden aber auch Stimmen gegen die Debatte laut – sie vermische Missbrauch, Vergewaltigung und Anmache. „Ich finde, dass diese ganze MeToo-Kampagne eine Beleidigung für die wahren Vergewaltigungsopfer ist”, sagte etwa das deutsche Model Sophia Thomalla (Bild) in einem Interview beim ARD-Talk „Maischberger“.

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Schadet Kritik der MeToo-Bewegung?

Noch weitere Kreise zog die Gegenbewegung in Frankreich. „Vergewaltigung ist ein Verbrechen. Aber hartnäckiges oder ungeschicktes Flirten ist kein Delikt, und eine Galanterie auch keine chauvinistische Aggression“, äußerte sich die französische Schauspielerin Catherine Deneuve in einem Gastbeitrag in der Zeitung LeMonde und räumte neben 100 weiteren prominenten Frauen Männern die Freiheit ein „jemanden zu belästigen“. Schadet solch eine Kritik der Sexismus-Debatte? Im Gegenteil: „Der Beitrag aus Frankreich ist wichtig dafür, dass die Me Too-Debatte eine ernstzunehmende Bewegung bleibt und nicht als einseitige Lobbyarbeit von Frauen gegen Männer wahrgenommen wird“, schrieb die Süddeutsche Zeitung.