Wie in Zeitlupe bewegen sie sich durch die Tundra. Wenn sich Elche aber bedroht fühlen, greifen die scheinbar trägen Tiere blitzschnell an.


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Elche gelten als friedliche Giganten der Nordwälder. Doch der Schein trügt: Die mächtigen Tiere können schnell aggressiv werden und greifen dann auch Menschen an. Besonders zur Brunftzeit im Herbst kommt es leicht zu solchen Attacken. So griff vor einigen Jahren eine Elchkuh in der Innenstadt von Anchorage (Alaska) einen Mann an – und trampelte ihn zu Tode. Die Kuh hatte zwei junge Kälber bei sich und fühlte sich durch die Nähe des Mannes bedroht.
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Elche gibt es heute in Skandinavien, Polen, den baltischen Staaten und Russland, außerdem in Nordamerika. Am größten wird der Alaska-Elch. Ein ausgewachsener Bulle dieser Unterart wiegt etwa 800 Kilogramm und erreicht eine Schulterhöhe von 2,40 Metern. Sein bis zu 30 Kilogramm schweres Geweih kann dabei über zwei Meter breit ausladen.
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In einigen dieser Nordländer sinken die Temperaturen im Winter auf bis zu minus 50 Grad Celsius. Dieser klirrenden Kälte kann der Elch nur mit einem anatomischen Trick trotzen: In seiner großen Schnauze verbirgt sich ein verzweigtes Labyrinth von Nasengängen. Die Atemluft wird dort um etwa 15 Grad Celsius erwärmt, bevor sie in die Lungen gelangt.
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Unter normalen Umständen schützt dieses System den Elch vor dem Erfrieren. Wird er aber gejagt – beispielsweise von Wölfen gehetzt – reicht die Nasenatmung nicht mehr aus. Der Elch muss den benötigten Sauerstoff über das offene Maul aufnehmen. Der Vorwärmeffekt fällt dadurch weg, die kalte Luft strömt direkt in die Lungen und vereist sie. Dann hat der Elch keine Chance mehr, seinen Jägern zu entkommen.
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Wer Elche in freier Wildbahn filmen will, braucht viel Geduld. Wie der Tierfilmer Andreas Kieling, der die mächtigen Tiere in Alaska mehrere Monate lang begleitet hat. „Das wichtigste ist das Vertrauen der Tiere zu gewinnen“, erklärt der gebürtige Thüringer.
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Da die Elche oft so träge wirken, muss Kieling ihnen – um gute Bilder zu bekommen – manchmal auf die Sprünge helfen. Am besten klappt das während der Brunftzeit, wenn die Elchbullen besonders reizbar sind. Zum Beispiel ahmt der Tierfilmer ihre Brunftlaute nach und bringt sie so in Verwirrung. Dabei ist es für ihn überlebenswichtig, einen genügend großen Sicherheitsabstand einzuhalten. Denn es kann passieren, dass so ein 16-Zentner-Koloss die Rufe als Kampfansage versteht und angreift.
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Im September, meist liegt schon der erste Schnee, gehen die Elchbullen auf Wanderschaft. Ihr Ziel sind die Brunftplätze – jene Orte, an denen sie selbst zur Welt gekommen sind. Während dieser Zeit beginnen ihre Hormone, verrückt zu spielen, die Tiere werden zunehmend aggressiv. Die scheinbar so friedlichen Riesenhirsche verwandeln sich dann in wütende Gladiatoren.
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Wer sich paaren will, muss zuerst kämpfen. Blitzschnell stürzen die Bullen aufeinander los und krachen mit ihren Geweihen ineinander. Es gilt, den eigenen Platz zu behaupten und den Kontrahenten abzudrängen. Kraft, Ausdauer und Geschicklichkeit entscheiden über Sieg oder Niederlage. Der Gewinner hat die Wahl: Er darf sämtliche Kühe auf dem Brunftplatz begatten.
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Welcher Kuh sich der Bulle als erstes zuwendet, hängt von ihrem Urin ab. Denn der Geruch des Harns sagt ihm, wann eine Begattung den größten Erfolg verspricht. Der Paarungsakt selbst dauert nur wenige Sekunden, wird aber mehrmals am Tag wiederholt. Ist die Hitzeperiode der begatteten Kuh vorbei, wendet sich der Bulle der nächsten zu. Und das Paarungsspiel beginnt erneut. Wenn Mitte Oktober die Brunftzeit zu Ende geht, machen sich die Elchbullen schlussendlich wieder auf den Weg in ihre Reviere. Die Kühe dagegen überwintern am Brunftplatz. Nach ungefähr acht Monaten werfen sie hier ihre Kälber.
Wie in Zeitlupe bewegen sie sich durch die Tundra. Wenn sich Elche aber bedroht fühlen, greifen die scheinbar trägen Tiere blitzschnell an.
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