Ob man als älterer oder jüngerer Geschwisterteil geboren wird, soll einigen Forschern zufolge Einfluss auf den Charakter haben. Was ist typisch Einzelkind, woran erkennt man Nesthäkchen und welchen Charakter haben Sandwichkinder?


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Laut den US-Psychologen Kevin Leman und Frank Sulloway hat die Geschwisterkonstellation Einfluss auf die Persönlichkeit, da die Eltern ihre Kinder je nach deren Stellung in der familiären Hierarchie anders behandeln. Dementsprechend soll es bestimmte Eigenschaften geben, die typisch für Erstgeborene, Nesthäkchen, Einzelkinder und sogenannte Sandwichkinder sind.
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Beim ersten Kind müssen Eltern noch in ihre neue Rolle hineinwachsen und erleben vieles zum ersten Mal. Dementsprechend groß ist einerseits die Angst, etwas falsch zu machen, aber andererseits auch die Begeisterung über Fortschritte des Erstgeborenen. Diese Aufmerksamkeit kann einen gewissen Erfolgsdruck ausüben. Außerdem wird von Erstgeborenen als "Große" oft Vernunft erwartet, sobald das zweite Kind kommt.
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Nach Beziehungsforscher Kevin Leman sind Erstgeborene sorgfältig, verantwortungsbewusst, fürsorglich und haben ein Talent zum Führen. Dementsprechend machen sie oft Karriere. Andererseits sollen sie aber auch zu Perfektionismus und dominantem Verhalten neigen und sich und andere viel kritisieren.
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Mittlere Kinder haben die Aufmerksamkeit der Eltern in keiner Phase ihrer Kindheit für sich alleine. Dies kann eine Chance für freie Entfaltung sein, kann sich laut Leman aber auch negativ aufs Selbstwertgefühl auswirken. Manchmal sollen mittlere Kinder dementsprechend versuchen, auf destruktive Art im Mittelpunkt zu stehen.
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Mittlere Kinder sollen meist kompromissfähig sein – was eine gute Voraussetzung für Freundschaften und Beziehungen ist. Andererseits sollen sie sich umgekehrt schwertun, offen zu sagen, was sie denken und um Hilfe zu bitten.
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Das jüngste Kind wird oft von den restlichen Familienmitgliedern verwöhnt und kennt es so, dass man sich um es kümmert und Schwierigkeiten aus dem Weg räumt. Meist erhält es viel Aufmerksamkeit.
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Laut Sulloway tendieren Nesthäkchen als die körperlich Schwächsten in der Familie dazu, Konfrontationen zu vermeiden und sind kompromissbereit und versöhnlich. Sie entwickeln oft einen besonderen Charme und Talent zum Entertainer, was sie sozial sehr erfolgreich machen kann. Während Erstgeborene sich eher mit den Eltern identifizieren, neigen Nesthäkchen eher zum Rebellieren. Außerdem sollen sie oft sehr kreativ sein, um sich von den Geschwistern abzuheben.
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Einzelkinder müssen nicht mit Geschwistern um die Aufmerksamkeit der Eltern rivalisieren. Anders als Erstgeborene werden sie auch nicht vom nachfolgenden Nachwuchs "entthront". Es gibt keine Machtkämpfe mit Geschwistern – aber dadurch auch keine Verbündeten gegen die Eltern. Häufig gehen sie eine besonders enge Bindung mit den Eltern oder auch nur einem Elternteil ein.
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Einzelkinder sollen besonders leistungsmotiviert sein. Sie lernen, alleine Entscheidungen zu treffen und sind meist gut organisiert. Wie Erstgeborene sollen sie zum Perfektionismus tendieren. Da sie immer der Mittelpunkt im Leben ihrer Eltern waren, können sie nach der Meinung von Kevin Leman zu stark auf die eigenen Interessen fixiert sein.
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Ob eine Partnerschaft gelingt, soll unter anderem auch davon abhängen, in welchen Geschwisterkonstellationen die beiden Partner geboren wurden. So wären ein Erstgeborener und ein Nesthäkchen eine gute Kombination, da jeder in seine gewohnte Rolle schlüpfen kann. Zwei Partner mit der gleichen familiären Position sollen demzufolge mehr Schwierigkeiten haben, sich zu arrangieren.
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Allerdings gibt es auch Forscher, die die Theorie von der Geschwisterkonstellation heute für überholt halten, da die Kinder individueller erzogen werden. Der Entwicklungspsychologe Hartmut Kasten geht davon aus, dass der Mensch sich sein Leben lang entwickelt und die frühkindliche Prägung nicht so entscheidend ist.
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Forscher der Universitäten Leipzig und Mainz wollten die Theorie überprüfen und werteten für eine Studie im September 2015 die Daten von mehr als 20.000 Personen von drei großen nationalen Umfragen aus den USA, Großbritannien und Deutschland aus. Sie konnten dabei keinen Unterschied zwischen älteren und jüngeren Geschwisterkindern bei der emotionalen Stabilität, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und extrovertierten Eigenschaften feststellen.
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Die Offenheit für neue Erfahrungen schien allerdings bei jüngeren Geschwistern geringfügig abzunehmen. Außerdem stellte sich heraus, dass der Intelligenzquotient durchschnittlich mit jedem Geschwisterkind abnimmt – wenn auch nur im fast zu vernachlässigenden Bereich von 1,5 IQ-Punkten. Insgesamt betrachtet waren bei den Studienteilnehmern der Familien mit zwei Kindern 60 Prozent der Erstgeborenen intelligenter. Bei den restlichen 40 Prozent war es umgekehrt.
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Auch, wenn sich einige Menschen in den Charakterbeschreibungen der Geschwisterkonstellationen bestimmt irgendwie wiedererkennen: Eine weitere Studie in den USA kam ebenfalls zu dem Ergebnis, dass die Geburtsreihenfolge zwar kleine Unterschiede in puncto Intelligenz und Persönlichkeit verursacht, diese aber so gering sind, dass sie nahezu keine Bedeutung haben.
Ob man als älterer oder jüngerer Geschwisterteil geboren wird, soll einigen Forschern zufolge Einfluss auf den Charakter haben. Was ist typisch Einzelkind, woran erkennt man Nesthäkchen und welchen Charakter haben Sandwichkinder?
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