Die Zahl der Menschen, die sich ständig müde fühlen, steigt stetig. Dass sich chronische Erschöpfung auch negativ auf unsere Psyche auswirken kann, wissen allerdings die wenigsten.
Aggressions-Pusher
Erschöpfte Menschen neigen wesentlich schneller zu Gewalt, sind reizbarer und haben eine geringere Hemmschwelle. Vier niederländische Psychologen und Ärzte fanden heraus, dass Schlafmangel auf den präfrontalen Cortex einwirkt. Dieser Teil des Gehirns verarbeitet Emotionen und wird bei Müdigkeit anfälliger für Aggressionen.
Konzentrationskiller
Wir können uns schlechter an etwas erinnern, wenn wir erschöpft sind. Orientierungslosigkeit sowie Probleme mit Konzentration und Kurzzeitgedächtnis sind laut dem kanadischen Mediziner Dr. Bruce Carruthers Symptome der sogenannten Semi-Somnia.
Sucht-Verstärker
„Um Stress und Erschöpfung zu durchbrechen, suchen Menschen nach Entspannung. Dazu dienen häufig Alkohol, Drogen und Zigaretten“, erklärt Dr. Ulrike Güdel. Die Fachärztin für Allgemeinmedizin ergänzt, dass sich manche ihrer Stress-Patienten in virtuelle Welten flüchten. Spiel-, Internet- und Pornografiesucht sind die Folgen.
Depressions-Stimulator
Schlafstörungen sind ein Anzeichen für Erschöpfung – und führen zu weiteren Problemen. „Schlafgestörte haben ein doppelt so hohes Risiko, an einer Depression zu erkranken, wie Normalschläfer“, erklärt Ingo Fietze. Der Schlafmediziner von der Berliner Charité sagt, viele Betroffene gestehen sich ihre Krankheit nicht ein – und setzen darauf, dass sich die Insomnie legt, wenn sie weniger Stress haben.
Frustrations-Beschleuniger
Erschöpfte Menschen nehmen ihre Umwelt negativer wahr. Die Folgen sind Frust auf der Arbeit und der Versuch, sich von anderen zu distanzieren. Betroffene neigen dazu, Kollegen und Kunden abzuwerten, erläutert die Burn-out-Expertin Carola Kleinschmidt.
Angst-Zünder
Dauernder Stress erzeugt Angststörungen. Zwar leiden nicht alle Fatigue-Kranken unter Panikattacken und Stimmungsschwankungen, doch sie sind dafür deutlich anfälliger als Gesunde. Das haben vier niederländische Psychopathologen und Epidemiologen von der Universität Groningen herausgefunden.
Reaktions-Dämpfer
Erschöpfte Menschen reagieren dreimal langsamer als entspannte. Laut dem ADAC hat Müdigkeit im Straßenverkehr ähnliche Auswirkungen wie Alkohol. 17 Stunden ohne Schlaf entsprechen einem Blutalkoholwert von 0,5 Promille. Ein ganzer schlafloser Tag sei vergleichbar mit knapp einem Promille.
Die Zahl der Menschen, die sich ständig müde fühlen, steigt stetig. Dass sich chronische Erschöpfung auch negativ auf unsere Psyche auswirken kann, wissen allerdings die wenigsten.