Am 4. August 1944, nimmt der SS-Sicherheitsdienst die Jüdin Anne Frank fest und deportiert sie in das Konzentrationslager Auschwitz. Zwei Jahre lang versteckte sie sich mit ihrer Familie und weiteren Untergetauchten in einem Hinterhaus in Amsterdam vor den Nazis – bis sie jemand verriet...
Ein verhängnisvoller Anruf
An einem warmen sonnigen Augusttag im Jahr 1944 passiert das, wovor sich Anne Frank während der Zeit in ihrem Versteck jeden Tag fürchtet: Im Hauptquartier des Sicherheitsdienstes (SD) in Amsterdam nimmt der SD-Mann Julius Dettman einen Anruf entgegen, der der kleinen jüdischen Familie Frank zum Verhängnis wird. Nur sieben Monate später stirbt Anne Frank im Alter von 15 Jahren – kurz vor Kriegsende – im Konzentrationslager Bergen-Belsen.
Hinter dem Regal
Die Büroangestellten im ersten Stock sind gerade bei der Arbeit, als SS-Oberscharführer Karl Silberbauer in Begleitung von Polizisten den Raum betritt. „Sitzen bleiben. Keiner rührt sich“, schreit er lauthals. Einer der Polizisten richtet seine Pistole auf Victor Kugler und befiehlt ihm, vorzugehen. Sie gehen zum drehbaren Regal und öffnen es. Mit gezogenen Pistolen betreten die Polizisten das Hinterhaus – dort, wo sich die jüdische Familie Frank zwei Jahre lang versteckt hielt. Der Verräter wird nie gefasst.
Das Tagebuch der Anne Frank
„Ich werde, hoffe ich, dir alles anvertrauen können, wie ich es noch bei niemandem gekonnt habe, und ich hoffe, du wirst mir eine große Stütze sein.“ So lautete der erste Eintrag der dreizehnjährigen Anne Frank in ihrem Tagebuch – etwa einem Monat bevor die Familie ihr Versteck aufsuchen musste. Heute gehört das Tagebuch zu den meistgelesenen Werken der Weltliteratur.
Die Familie Frank
Anne Frank wurde am 12. Juni 1929 als zweite Tochter von Otto Heinrich Frank und Edith Frank-Holländer in Frankfurt am Main geboren. Die Familie bewahrte viele Traditionen des jüdischen Glaubens, pflegte aber nur wenige Bräuche. Anne hatte eine drei Jahre ältere Schwester namens Margot.
Die Judenverfolgung
Die Familie Frank tauchte unter, weil sie als Juden unter dem Nazi-Regime verfolgt wurden. Nach Schätzungen versteckten sich während des Krieges etwa 28.000 Juden in den Niederlanden. Fast 8.000 der untergetauchten Juden wurden verraten und in das Durchgangslager Westerbork, eine sogenannte Strafbaracke, gebracht, bevor sie in ein Konzentrationslager deportiert wurden. Ein trauriges Schicksal, das auch der Familie Frank zuteil wurde.
Ein Tagebuch als beste Freundin
Anne führte in dem Versteck Tagebuch und schrieb kleine Geschichten, da sie nach dem Krieg Schriftstellerin werden wollte. Leider konnte sie diesem Wunsch nie nachkommen. Zumindest nicht zu Lebzeiten: Der Verlag „Uitgeverij Contact“ in Amsterdam veröffentlichte das Buch nach Kriegsende, also nach dem Tod des Mädchens. Es wurde zum Welterfolg. „Wie stolz wäre Anne gewesen, wenn sie dies erlebt hätte“, sagte ihr Vater später.
Für die Öffentlichkeit bestimmt
Nach seiner Rückkehr aus dem Konzentrationslager Auschwitz las Otto in dem Tagebuch, dass Anne vorhatte, ihr Buch nach dem Krieg zu veröffentlichen. Sie hatte sogar schon einen großen Teil der ursprünglichen Texte überarbeitet. Erst zögerte er, entschloss sich aber dann doch dazu, die redigierte Version des Tagebuchs zu publizieren. Am 5. Juni 1947 erschien „Het Achterhuis" (Das Hinterhaus) in einer Auflage von 3.000 Exemplaren in den Niederlanden.
Hoffnung auf Befreiung
Kurz vor Kriegsende schrieb Anne: „Sollte dieses Jahr, dieses 1944, uns den Sieg schenken? Wir wissen es noch nicht, aber die Hoffnung belebt uns, gibt uns wieder Mut, macht uns wieder stark. Denn mutig müssen wir die vielen Ängste, Entbehrungen und Leiden durchstehen.“
Das Museum der Anne Frank
Heute liegt das Originalbuch im Anne-Frank-Haus. Das Museum ist eine der zentralen Touristenattraktionen in Amsterdam. Miep Gies und Bep Voskuijl, die ehemaligen Mitarbeiter von Otto Frank, hatten das Tagebuch vor der Räumung durch die Gestapo retten können.
Wachsfigur im nachgebauten Versteck
Auch das Wiener Wachsfigurenkabinett erinnert an die Geschichte der Holocaust-Opfer. Die Wachsfigur portraitiert Anne Frank als 14-Jährige im Jahre 1943. Da das letzte Foto von ihr als Elfjährige existiert, haben sie die Künstler von Madame Tussauds anhand eines Morphing Programmes altern lassen.
Das Anne-Frank-Haus
Das Haus, in dem sich die Familie Frank von 1942 bis 1944 versteckte, steht in der Prinsengracht 263 in Amsterdam. Im Jahr 1940 zogen die Firmen Opekta und Pectacon unter der Leitung von Anne Franks Vater Otto Frank in die Räume auf der ersten Etage des Vorderhauses.
Die Wohnsituation der Flüchtlinge
Das Hinterhaus war auf allen vier Seiten durch andere Häuser verdeckt – ein optimales Versteck für die kleine Familie und weiteren vier Bewohnern. „Mir ist ganz schwindlig von all den Schimpfworten, die im letzten Monat durch dieses ehrbare Haus geflogen sind. (…) Ehrlich gesagt, ich vergesse ab und zu, mit wem wir Streit haben und mit wem die Versöhnung bereits stattgefunden hat. Das Einzige, was mich ablenkt, ist Lernen, und das tue ich viel“, beschreibt Anne die Wohnsituation in dem Haus.
Angst auf 50 Quadratmetern
Die vorherrschende Spannung im Haus ist auf die Angst der Bewohner zurückzuführen, entdeckt zu werden. Dennoch: Während sich zu dieser Zeit viele Juden in kleinen Räumen oder dunklen Kellern verstecken, ist der Zufluchtsort an der Prinsengracht verhältnismäßig groß und besteht aus verschiedenen Räumen. Jedoch ist nicht daran zu denken, mal an die frische Luft zu kommen.
Das Hinterhaus
Über eine steile Treppe gelangte man zu dem rund 50 Quadratmeter großen Hinterhaus, das als Versteck diente. Auf der ersten Etage gab es zwei kleinere Zimmer mit Bad und Toilette, darüber ein großes und ein kleines Zimmer.
Lesen und lernen auf der Tagesordnung
Ein drehbares Bücherregal verdeckte den Zugang zum Hinterhaus. Während im vorderen Haus der normale Tagesbetrieb der Firma weiterging, hieß das für die Untergetauchten: absolute Ruhe. Anne und ihre Schwester Margot nutzen die Zeit, um zu schreiben, zu lesen oder zu lernen.
Die Unterstützer
Vier Mitarbeiter von Otto Frank halfen den acht Bewohnern, sich vor den Nazis zu verstecken, und versorgten sie mit aktuellen Neuigkeiten vom Krieg sowie Essen, Kleidung und Büchern: Miep Gies (Bild), Johannes Kleiman, Victor Kugler und Bep Voskuijl.
Acht Personen auf engem Raum
Zusammen mit der vierköpfigen Familie Frank versteckten sich vier weitere Juden im Hinterhaus des Firmengebäudes: Hermann und Auguste van Pels und ihr Sohn Peter sowie Fritz Pfeffer. Zwei Jahre lang ging es gut, bis jemand das Versteck der Polizei meldete und Anne Frank nach Auschwitz deportiert wurde.
Das Ende im Konzentrationslager Bergen-Belsen
Da die Alliierten immer näher rückten, entschlossen sich die Nationalsozialisten, Auschwitz allmählich zu räumen. Sie deportierten daraufhin Anne und ihre Schwester in das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Wo sie im März 1945 – wenige Wochen vor der Befreiung durch britische Truppen – verstarben.
Annes Vater: Otto Frank
Von den acht Menschen, die sich im Hinterhaus verstecken, überlebt als einziger Annes Vater. Er kehrt nach der Befreiung von Auschwitz nach Amsterdam zurück, wo er erfährt, dass die Nazis seine Familie getötet haben. Er ist es auch, der das Tagebuch seiner Tochter an die Öffentlichkeit heranträgt und sie somit weltberühmt macht.
Gedenken an die Holocaust-Opfer
Menschen in der ganzen Welt lernen Anne Franks Geschichte kennen. Otto Frank beantwortete im Laufe der Jahre Tausende Briefe von Menschen, die das Tagebuch seiner Tochter gelesen haben. Bis zu seinem Tod im Jahr 1980 engagierte er sich für das Anne-Frank-Haus und setzte sich für Menschenrechte und gegenseitigen Respekt ein.
Am 4. August 1944, nimmt der SS-Sicherheitsdienst die Jüdin Anne Frank fest und deportiert sie in das Konzentrationslager Auschwitz. Zwei Jahre lang versteckte sie sich mit ihrer Familie und weiteren Untergetauchten in einem Hinterhaus in Amsterdam vor den Nazis – bis sie jemand verriet...