Auf der Erde gibt es rund 1.900 aktive Vulkane. Sie sind Symbole für die Unberechenbarkeit der Naturgewalten. Tausende Menschen auf der ganzen Welt leben in unmittelbarer Nähe zu den feuerspeienden Bergen – im Angesicht einer permanenten Bedrohung.
Tödliches Risiko
Obwohl ihre Existenz ständig in Gefahr ist, leben überall auf der Erde Menschen in nächster Nähe von Vulkanen. Die Feuerberge schaffen für sie die Lebensgrundlage, denn ihre Erde ist besonders fruchtbar. Doch viele dieser Vulkane sind unberechenbar – so wie der Ätna auf Sizilien, der chilenische Puyehue oder der Anak Krakatau in Indonesien. Immer wieder kommt es zu Ausbrüchen, die zahlreiche Menschen das Leben kosten.
Ätna, Italien
Der im Osten Siziliens gelegene Ätna ist Europas aktivster und höchster Vulkan. Er bricht alle paar Jahre aus, auch 2017 spuckte der Ätna Lava. Der erste dokumentierte Ausbruch fand 1.500 v. Chr. statt. Die Umgebung des Ätna ist dicht besiedelt, da seine verwitterten Lavaböden äußerst fruchtbar sind. Zitrusfrüchte, Feigen- und Pistazienbäume, Oliven, Getreide und Wein gedeihen hier prächtig. Im Gipfelbereich liegt fast das ganze Jahr über Schnee. 2013 nahm die Unesco den Ätna auf der Liste des Weltkulturerbes auf.
Stromboli, Italien
Ein ebenfalls äußerst aktiver europäischer Vulkan ist der Stromboli. Auch er liegt in Italien. In dem nördlich von Sizilien gelegenen Feuerberg rumort es seit mehreren tausend Jahren. Jeden Tag finden kleinere Ausbrüche statt. Diese für viele Vulkane typische Form der Eruption, bei der regelmäßig neue Lavafetzen und Asche ausgeworfen werden, wird nach ihm als "strombolianische Eruption" bezeichnet. Trotz seiner permanenten Aktivität leben über vierhundert Menschen auf der kleinen Vulkaninsel. Zwischen 2002 und 2007 und im Sommer 2014 kam es zu mehreren größeren Explosionen – seit Mai 2017 ist der Stromboli wieder aktiv.
Kilauea, Hawaii
Der Kilauea auf Big Island, der südlichsten der acht Hawaii-Inseln, gilt als aktivster Vulkan der Welt. Seit 1983 strömt unablässig neue Lava aus dem Berg ins Meer. Mehrere Dörfer wurden dem Erdboden gleich gemacht, und auch die Küstenstraße wird immer wieder unter neuen Lavaströmen begraben. Unter Hawaii befindet sich ein Hotspot, einer besonders heißen Stelle im Erdmantel, die für die Entstehung der Vulkane – und damit der kompletten Inseln – verantwortlich ist. Da der Kilauea relativ berechenbar ist, können auch Touristen nahe an den Vulkan gelangen. Einheimische bezeichnen ihn deshalb liebevoll als "Drive-in-Vulkan".
Piton de la Fournaise, La Réunion
Der Piton de la Fournaise, der letzte aktive Vulkan auf der französischen Insel La Réunion, ist nach dem Kilauea der zweitaktivste Vulkan der Erde. Immer wieder fördert er glühende Lava zutage, die sich in gewaltigen Strömen ihren Weg Richtung Meer bahnt. Wie der Kilauea ist auch der Piton de la Fournaise relativ berechenbar, da die Lava dünnflüssig ist und es nicht zu größeren Explosionen kommt – man spricht von einer "hawaiianischen Eruption". Seit etwa zwölf Jahren befindet sich der Vulkan in einer Phase größerer Aktivität; 2007 wurde er von so gewaltigen Eruptionen erschüttert, dass sich der Kraterboden um dreihundert Meter absenkte. Wie Hawaii liegt auch La Réunion auf einem Hotspot, der für den Vulkanismus auf der Insel verantwortlich ist.
Merapi, Indonesien
In Indonesien gibt es zahlreiche äußerst gefährliche Vulkane. Das Land liegt auf dem so genannten Pazifischen Feuerring und besitzt die größte Vulkandichte der Welt. Als Aktivster gilt der fast 3.000 Meter hohe Gunung Merapi (Bild) auf der Insel Java. Bereits 2006 erschütterte er die Region mit starken Erdbeben, 2010 folge dann ein großer Ausbruch, bei dem der Merapi eine 1500 Meter hohe Rauchwolke mit glühend heißer Asche ausstieß. Mindestens 25 Menschen starben, darunter ein drei Monate altes Baby, das im Ascheregen erstickte. Unter den Toten war auch ein Mann, der als spiritueller Wächter des Vulkans galt. Mbah Maridjan galt als der Mann, der das Verhalten des Berges voraussagen kann. Er hatte sich geweigert, sein Haus zu verlassen. Auch im Juni 2018 spuckte der Vulkan wieder kilometerhoch Asche.
Agung, Indonesien
In Bali befürchten die Menschen in den letzten Jahren den Ausbruch des Vulkans Agung. Im November 2017 war die Aschewolke über 3.000 Meter hoch, die Eruption war sogar in zwölf Kilometer Entfernung zu hören. Der Flughafen auf der Insel wurde geschlossen, tausende Reisende saßen fest. Den letzten große Ausbruch hatte Agung 1963, 1.100 Menschen kamen damals ums Leben.
Anak Krakatau, Indonesien
Der indonesische Anak Krakatau zählt nicht ganz ohne Grund zu den aktivsten Vulkanen der Welt. Seit seiner Entstehung im Jahr 1930 kam es zu unzähligen Ausbrüchen, der letzte große fand im September 2012 statt. Seine aktivste Phase hatte der vergleichsweise junge Feuerberg in den 1950er- und 1960er-Jahren. An der Stelle, wo sich der Anak Krakatau heute aus dem Meer erhebt – zwischen den Inseln Sumatra und Java – gab es übrigens schon mindestens einmal einen Vulkan – den Krakatau, der im Jahr 1883 in einer unvorstellbar gewaltigen Explosion unterging. Damals gab es eine Flutwelle, die rund um den Globus zu messen war und die Aschepartikel der Eruption verdunkelten die Sonne mehrere Jahre lang, was zu einem globalen Temperaturrückgang führte. Ob es an gleicher Stelle bereits 1300 Jahre zuvor eine noch gewaltigere Eruption eines vermeintlichen Vorgängervulkans, des Proto-Krakatau, gab, ist bis heute umstritten.
Llaima, Chile
Auch Chile liegt auf dem Pazifischen Feuerring und hat mehrere aktive Vulkane. Als der Gefährlichste gilt derzeit der Llaima – sein letzter Ausbruch fand im April 2009 statt. Damals waren 54 Touristen von der Lava überrascht und eingeschlossen worden. Sie konnten allerdings in einer dramatischen Rettungsaktion geborgen werden. Zehn Kilometer stieg die Rauchsäule damals empor, während der Llaima Feuer und Gestein durch die Gegend schleuderte. Das chilenische Fernsehen übertrug den Ausbruch live.
Puyehue, Chile
Auch ein weiterer chilenischer Vulkan darf in dieser Aufzählung nicht fehlen: Der Puyehue in den südchilenischen Anden gehört zu einem Vulkankomplex namens Puyehue-Cordón Caulle – und dieser zählt zu den aktivsten der Welt. Innerhalb der vergangenen 100 Jahre kam es hier zu mindestens acht großen Ausbrüchen; 2011 wurde der Flugverkehr in Südamerika durch eine gewaltige Aschewolke massiv gestört.
Arenal, Costa Rica
Zu den aktivsten Vulkanen der Welt zählt auch der Arenal in Costa Rica. Einen verheerenden Ausbruch ereignete sich im Jahr 1968, fast neunzig Menschen kamen dabei ums Leben An manchen Tagen ist der Berg von bedrohlichen Aschewolken umgeben, an anderen schleudert er glühende Felsbrocken kilometerhoch in die Luft. Zuletzt kam es 2010 zu einem gewaltigen Ausbruch, bei dem der umliegende Nationalpark evakuiert werden musste. Seit Oktober 2010 spuckt der Arenal keine Lava mehr.
Pacaya, Guatemala
Die regelmäßigen Ausbrüche des Pacaya, ebenfalls einer der aktivsten Vulkane der Welt, können die Einwohner von Guatemala-Stadt quasi vom Balkon aus beobachten. Die regelmäßigen Ascheniederschläge sind sie gewohnt – immerhin ist der Pacaya seit 1965 permanent aktiv. Neben strombolianischen kommt es hier auch zu so genannten plinianischen Eruptionen, also besonders heftigen Explosionen. Der Begriff wurde durch Plinius den Jüngeren geprägt, der den Ausbruch des Vesuv beobachtet hatte.
Colima, Mexiko
Der aktivste Vulkan Mexikos ist der Colima an der Westküste des Landes. In ihm rumort es bereits seit fünf Millionen Jahren. Eine heftige Eruption fand 2014 statt – die Aschewolke war etwa fünf Kilometer hoch. Rund um den Vulkan leben etwa 300.000 Menschen, die auf eine Evakuierung vorbereiten sein müssen. Der Colima besteht eigentlich aus zwei Bergen: Vom Höheren, dem Nevado de Colima, kann man auf den etwas kleineren Aktiven, den Volcan de Colima (Bild), hinunterblicken.
Aso, Japan
In Japan treffen gleich vier kontinentale Platten aufeinander und verursachen dadurch regelmäßig Erdbeben und starken Vulkanismus. Als größter und aktivster Vulkan gilt der Aso auf der Insel Kyushu im Süden Japans. Er fällt in die Kategorie Supervulkane – das bedeutet, dass er bei einem Ausbruch keinen Kegel aufbaut, sondern einen riesigen Krater, eine so genannte Caldera, hinterlässt. Die Aso-Caldera ist heute besiedelt – obwohl ein Teil des Aso, der Vulkan Naka-dake, bis heute aktiv ist.
Auf der Erde gibt es rund 1.900 aktive Vulkane. Sie sind Symbole für die Unberechenbarkeit der Naturgewalten. Tausende Menschen auf der ganzen Welt leben in unmittelbarer Nähe zu den feuerspeienden Bergen – im Angesicht einer permanenten Bedrohung.