Amsterdam, Berlin oder Rio de Janeiro: Viele Metropolen investieren seit neuestem verstärkt in Fahrradverleih-Modelle und gut ausgebaute Radwege. Wir stellen einige von ihnen vor und zeigen, was eine fahrradfreundliche Stadt eigentlich alles ausmacht.
Das sind die fahrradfreundlichsten Städte der Welt
Eine Stadt mit dem Fahrrad zu erkunden, ist eine gute Möglichkeit, um ein Gefühl für das dortige Alltagsleben zu bekommen. Vor allem kommt man auf zwei Rädern schneller voran als zu Fuß und meist besser als mit dem Auto! Welt der Wunder stellt die wichtigsten Bike-Metropolen vor.
Auch Sevilla strampelt
Jede Stadt braucht ihr eigenes Konzept, um den Radverkehr nachhaltig zu fördern. Noch vor zehn Jahren waren im spanischen Sevilla kaum Radfahrer unterwegs. Mittlerweile hat sich die Stadt zum Ziel gesetzt, ein Hotspot für Biker zu werden. Mit Erfolg: Inzwischen strampeln täglich 70.000 Radfahrer durch die Stadt. Grüne Zwei-Richtungs-Radwege und ein Fahrradverleihsystem haben diese Entwicklung begünstigt. Es gibt insgesamt 140 Kilometer geschützte und parallel zur Fahrbahn der Autos verlaufende Radwege. Das Netz erreicht über die großen Alleen sämtliche Bezirke der Stadt.
Radfahrnation Frankreich: Bordeaux
Auch im französischen Bordeaux gibt es seit 2010 ein eigenes Fahrradverleihsystem, mit Hilfe dessen knapp 1.500 Fahrräder rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Eigentlich gilt Frankreich, vor allem Paris, nicht wirklich als fahrradfreundlich, trotzdem machen die Franzosen inzwischen mehr Gelder locker, um ihre Städte mit einem besseren Fahrradnetzwerk zu versorgen.
Austragungsort der Velo-city-Konferenz 2015: Nantes
Die Region Nantes setzt sich seit 2009 für den Ausbau des Radverkehrsnetzes ein. Insgesamt 40 Millionen Euro sollen bis 2014 in die Radverkehrsförderung geflossen sein. Kein Wunder also, dass die Stadt Austragungsort der Velo-city Konferenz 2015 war. Der Radverkehrskongress kümmert sich um die Verbesserung des Radverkehrsnetzes in den Städten, setzt sich für Projekte zum Thema ein und diskutiert über weitere Maßnahmen. Der Anteil des Fahrrades am Gesamtverkehr stieg zwischen 2008 und 2012 von zwei auf vier Prozent. Nantes war auch die erste französische Stadt, die die Verkehrsregelung für das legale Rechtsabbiegen bei roter Ampel für Radfahrer einführte.
Schwebender Fahrrad-Kreisverkehr: Eindhoven
Im niederländischen Eindhoven hängt an einer 70 Meter hohen Säule der erste schwebende Kreisverkehr der Welt für Radfahrer. Bei Dunkelheit ist die Konstruktion prächtig beleuchtet. Der Hovenring wurde am 29. Juni 2012 feierlich eröffnet und erfreut sich seitdem großer Beliebtheit in der Region. Verkehrszählungen ergaben, dass pro Tag etwa 4.000 bis 5.000 Radfahrer und rund 500 bis 700 Motoroller oder Mofas den Hovenring nutzen. Befahren lässt sich der Kreisverkehr von vier Seiten auf je 16 Meter langen Rampen.
In Skandinavien die Nummer Eins: Malmö
Die hübsche schwedische Stadt Malmö ist eine der fahrradfreundlichsten in ganz Schweden. Das Radwegnetz erstreckt sich über insgesamt 500 Kilometer und in großen Teilen der Stadt ist Autoverkehr verboten oder nur sehr begrenzt und langsam möglich. Ideal für eine lärmfreie und ungestörte Tour in wunderschöner Landschaft. Dazu trägt auch bei, dass an 28 Kreuzungen ein Vorfahrtsystem für den Fahrradverkehr eingerichtet wurde. Malmös Fahrradfahrer radeln nicht nur gern, sie scheinen sich übrigens besonders sicher auf ihren Straßen zu fühlen. Nur 25 Prozent tragen einen Helm, in Göteborg und Stockholm sind es hingegen mehr als die Hälfte.
Bundesweit die Nase vorne: Berlin
In manchen Stadtteilen Berlins machen Radfahrer bis zu 25 Prozent des Verkehrs aus – ganz schön beachtlich! Bemängelt werden dafür die eher unstimmigen infrastrukturellen Lösungen und die mangelnden Investitionen. So gibt es in der Hauptstadt viel zu viele schmale Radwege sowie schlechte Straßenbeläge. Zudem bietet die Stadt zu wenig Möglichkeiten, um sein Fahrrad entsprechend abzustellen. Trotzdem: Immer mehr Berliner nutzen das Rad, um in der Stadt voranzukommen. Die Senatsverwaltung fördert diese Entwicklung mit dem Bau neuer Wege für Radfahrer und einem großen Angebot an nützlichen Hilfen für Radfahrer.
Leihstationen-Netz: Dublin
Dublin gilt eigentlich nicht wirklich als fahrradfreundlich. Die Radwege bestanden lange nur aus brauner Farbe, die auf die Straße gemalt wurden und die Autofahrer sind zudem nicht wirklich rücksichtsvoll. Allerdings gehören Fahrräder inzwischen auch hier zu den öffentlichen Verkehrsmitteln, denn Dublin stellt wie viele andere europäische Städte Leihfahrräder zur Verfügung. 450 robuste Räder sind an 40 Stationen in der Innenstadt erhältlich.
Sicherer durch die Stadt mit dem Bike: Tokio
Tokio ist sicherlich nicht unbedingt die erste Stadt, die einem bei dem Thema Fahrradfreundlichkeit in den Sinn kommt. Dabei wurde Tokio in den letzten Jahren von zahlreichen Experten sogar als besonders fahrradfreundlich eingestuft, obwohl es in der Stadt keine extra angelegten Fahrradwege gibt. Warum also? Das liegt wohl vor allem an der japanischen Mentalität. Ob zwischen den Autos auf der Straße oder auf dem Bürgersteig inmitten zahlreicher Fußgänger: Durch die tolerante und disziplinierte Mentalität der Einheimischen klappt das Miteinander besonders gut und stressfrei. Man kann sich als Fahrradfahrer auf Tokios Straßen so sicher fühlen wie sonst nur selten im Großstadtdschungel.
Radl-Hauptstadt: München
Die Stadt investiert schon lange in den Radverkehr – vor allem in Form von Marketing. So gibt sich München als große Radl-Hauptstadt, zumindest auf Plakaten. Den Worten sollen jetzt Taten folgen: Die bayerische Metropole möchte eine einheitliche Infrastruktur für Radfahrer schaffen beziehungsweise ausbauen und Radlern damit mehr Platz auf den Straßen bieten. Grundsätzlich bedeutet das, die Münchner zu einer verstärkten Nutzung des Fahrrads zu ermutigen. Und das scheint zu funktionieren, denn der Radverkehr hat hier seit 2002 um 50 Prozent zugenommen. Das Radwegnetz in München wurde zudem auf über 1.200 Kilometer ausgebaut.
Bixi-Fahrradleihsystem: Montreal
Montreal ist schon seit den 80er Jahren sehr fahrradfreundlich. Die Fahrradwege sind Teil der Verkehrsinfrastruktur der Stadt und für viele Bewohner kaum noch wegzudenken. Radtouren erfreuen sich in Montreal immer größerer Beliebtheit und sind in vielen verschiedenen Regionen durchführbar. Das Bixi(Fahrradtaxis)-Fahrradleihsystem wird sowohl von Einheimischen, als auch Touristen gut genutzt und hat sich inzwischen bis weit über Nordamerika hinaus verbreitet.
Biken an der Copacabana: Rio de Janeiro
Mit dem Bau eines Radweges an der berühmten Copacabana zeigte Rio, dass es die Stadt fahrradfreundlicher gestalten wollte. Den ersten Radweg Rios baute die Stadt entlang der berühmten Copacabana – dieser führt nun auch an weiteren Stränden entlang. Rio de Janeiro hat vor kurzem ein Fahrradleihsystem eingeführt, das BikeRio-Programm.
Biken auf den Ramblas: Barcelona
Auch Barcelona ist heute Fahrradfreundlichkeit. Das ist recht erstaunlich, schließlich gab es vor einigen Jahren noch so gut wie keinen nennenswerten Radverkehr in der Stadt. Die spanische Metropole hat kräftig in die Infrastruktur investiert. Jetzt heißt es, die Marketinganstrengungen noch weiter zu verstärken, damit noch mehr Bürger das Rad als modernes und flexibles Fortbewegungsmittel nutzen.
Biken an der Seine: Paris
Man mag vielleicht etwas überrascht sein, die französische Hauptstadt in dieser Liste zu finden, doch Paris hat in den letzten Jahren viel unternommen, um dem enormen Motorverkehr in der Innenstadt entgegenzuwirken. Der Fahrradverleih Vélib hat z.B. über 1.700 Anlaufstellen in der ganzen Stadt verteilt, so dass es für Einheimische und Touristen besonders leicht ist, sich hier ein Fahrrad zu mieten. Außerdem werden mittlerweile auch Stadtführungen mit dem Fahrrad angeboten.
Biken an der Alster: Hamburg
Die Hansestadt profitiert von der steigenden Zahl an Radfahrern. Die haben es auf Hamburgs Straßen trotz allem nicht leicht. So gibt es immer noch viele Mängel, Radler kämpfen im ganzen Stadtgebiet mit beschädigten Radwegen und gefährlichen Verkehrsführungen. Auch der ADAC kam bei seinem Fahrrad-Test in deutschen Großstädten zu dem Schluss: Hamburg hat Luft nach oben in Sachen Fahrradfreundlichkeit. Im deutschlandweiten Vergleich landet Hamburg damit hinter München, Stuttgart und Hannover auf Rang vier.
Drahtesel als Teil der Stadt: Utrecht
Was können die Deutschen von den Niederländern lernen? Vor allem einen entspannten Umgang mit dem Fahrrad: Zwischen Utrecht und Den Haag schwingt man sich jeden Morgen aufs Rad, egal ob's regnet oder stürmt. Nirgends auf der Welt sind Radnutzung und Radwegedichte höher. UND: In der Stadt entsteht das weltweit größte Fahrradparkhaus. Es birgt auf drei Untergeschossen Stellplätze für 12.500 Fahrräder.
Beste Rad-Infrastruktur: Kopenhagen
Ähnlich wie Amsterdam ist auch die dänische Hauptstadt Kopenhagen sehr flach und wohl damit auch extrem beliebt bei Fahrradfahrern. Die Stadt hat es sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2025 CO2 neutral zu werden. Dementsprechend viel Arbeit und Geld wird also auch in die Entwicklung von Radwegen etc. gesteckt. Abzüge gibt es für die zunehmend autozentrierte Stadtplanung.
Hier wird in die Pedale getreten: Amsterdam
Dass Holland als Fahrradnation es mit seiner Hauptstadt an die Spitze geschafft hat, ist nicht weiter verwunderlich. Die fahrradfreundlichste Stadt der Welt ist Amsterdam. Die Radfahratmosphäre ist vor Ort so entspannt und angenehm wie nirgendwo sonst. Vielleicht auch, weil Radfahren hier eine Massenbewegung ist, viele Regionen autofrei sind und es zudem jede Menge Radwege gibt. Natürlich gibt es trotzdem etwas zu verbessern: das breit ausgebaute Radwegenetz könnte optisch einheitlicher gestalten werden und die Stadt offensiver bewerben, was sie in Sachen Radinfrastruktur zu bieten hat.
Amsterdam, Berlin oder Rio de Janeiro: Viele Metropolen investieren seit neuestem verstärkt in Fahrradverleih-Modelle und gut ausgebaute Radwege. Wir stellen einige von ihnen vor und zeigen, was eine fahrradfreundliche Stadt eigentlich alles ausmacht.