Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 10.000 Menschen aufgrund von falscher oder unterlassener Hilfeleistung. Dafür maßgeblich mitverantwortlich sind Erste-Hilfe-Legenden, die sich oft seit Jahrzehnten jeder Richtigstellung widersetzen. Es wird Zeit, damit aufzuräumen ...
Es dauert 10 Minuten, bis der Rettungswagen kommt
Es ist absurd. Obwohl Deutschland über eine medizinische Infrastruktur verfügt, von der die meisten Länder der Welt nur träumen können, sollte man mit Blick auf die statistische Überlebenschance hierzulande am besten keinen Herzinfarkt bekommen. Denn auch der bestausgebildete Notarzt im modernsten Rettungswagen ist vollkommen nutzlos, wenn der Patient tot ist, bevor er ihn erreichen kann. Um das Problem zu verstehen, muss man sich folgende Zahlen vor Augen führen: Rund 10 Minuten dauert es in Deutschland im Schnitt, bis ein Rettungswagen nach einem Notruf am Ort des Geschehens eintrifft.
Die meisten Ersthelfer greifen nicht ein
Was sich nach wenig anhört, kann sehr schnell zu einer Ewigkeit werden, wenn man weiß, dass man als Ersthelfer, statistisch gesehen, in zwei Drittel der Fälle zunächst alleine vor Ort ist – und man eigenverantwortlich retten muss. Für viele Deutsche, von denen auch im 21. Jahrhundert 9 von 10 nicht wissen, wie man einen Puls bestimmt, ist das scheinbar zu viel Verantwortung – weswegen sich bei einem Notfall fast 70 Prozent der potenziellen Ersthelfer entscheiden, gar nicht einzugreifen. Eine fatale Dynamik, wenn man bedenkt, dass selbst eine laienhafte Herzdruckmassage die Überlebenschance fast um das Dreifache erhöht. Forscher der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin schätzen, dass jährlich 10.000 Menschen sterben, weil Erstretter Angst haben, etwas falsch zu machen. Und mitverantwortlich für diese Verunsicherung sind seit Jahrzehnten verbreitete Erste-Hilfe-Mythen.
#1 Nach einem Motorradunfall darf der Helm des Unfallopfers nicht abgenommen werden
Das stimmt so nicht. Wenn ein verunfallter Motorradfahrer nicht ansprechbar ist, muss „der Helm unter dem Schutz der Halswirbelsäule abgenommen werden. Der Kopf darf nicht zur Seite fallen“, erklärt Notarzt Jan Breckwoldt. Um ruckartige Bewegungen zu vermeiden, stabilisiert man (am besten zu zweit) Kopf und Hals mit den Handflächen. Entfernen Sie vorher alle Tücher und abtrennbaren Polster im Helm. Allgemein gilt: Wenn ein Unfallopfer bei Bewusstsein ist und den Helm nicht selbstständig abnehmen möchte, sollte man ihn drauflassen, solange die Person ansprechbar ist.
#2 Einen Verletzten sollte man immer hinlegen
Falsch! Immer wieder kommt es vor, dass Verletzte von Ersthelfern mehr oder weniger gezwungen werden, sich hinzulegen. Das ist nicht immer richtig. Es gilt: Wenn der Hilfebedürftige bei Bewusstsein ist, sollten alle Maßnahmen mit ihm abgesprochen werden. Besonders bei Herzinfarkten oder Lungenödem (Flüssigkeit in der Lunge) kann das Hinlegen eines Patienten den Zustand verschlechtern. Für den Ersthelfer gilt daher: Sind Atembeschwerden zu erkennen (infolge eines Asthmaanfalls oder einer allergischen Reaktion), erleichtert ein erhöter Oberkörper die Atmung. Das gilt übrigens auch bei einem Schlaganfall.
#3 Bei Vergiftungen löst man Erbrechen aus
Es ist ein gefährlicher Mythos, der sich seit Jahrzehnten hartnäckig jeder Aufklärung widersetzt. Notfallmediziner raten aber dringend davon ab, das Gift „zu entfernen“, in dem man den Körper dazu bringt, es wieder hoch zu würgen. Der Grund: Giftige Substanzen (vor allem ätzende) können in Kombination mit dem ohnehin sauren Mageninhalt die Speiseröhre erheblich verletzen. Noch größer ist aber die Gefahr der sogenannten Aspiration – also des Einatmens von Erbrochenem. Generell gilt beim Verschlucken von giftigen Substanzen: Kontaktieren Sie den Giftnotruf. Sind Vergiftungssymptome (z.B. Bewusstlosigkeit, Erbrechen) bereits vorhanden, muss der Rettungsdienst (112) informiert werden. Halten Sie Informationen zur giftigen Substanz bereit (z.B. Produktname). Grundsätzlich gilt: Auf keinen Fall Wasser oder Tee verabreichen, da Ersthelfer nicht wissen, wie bestimmte Gifte darauf reagieren (Schaumbildung beispielsweise könnte zum Ersticken führen).
#4 Verbrennungen sollte man mit Eis oder kaltem Wasser kühlen
Noch immer wird in vielen Erste-Hilfe-Kursen bei Verbrennung zur sogenannten Kaltwasseranwendung geraten. Doch das ist falsch. „Heute weiß man, dass die Kühlung keine adäquate Maßnahme ist, weil sie mehr Schaden verursacht, als sie nützt“, erklärt Unfallmediziner Professor Peter Sefrin. Hintergrund ist die Gefahr einer Unterkühlung, da die Wärmeregulation des Körpers beeinträchtigt ist. Grundsätzlich ist deswegen zu beachten: Nur kleinflächige Brandwunden dürfen zur Schmerzlinderung mit Wasser gekühlt werden – allerdings nicht mit kaltem, sondern lediglich mit lauwarmen Wasser. Eine Brandwunde gilt als kleinflächig solange sie nicht größer ist als die Handfläche des Verletzten. Bei Kleinkindern oder Verbrennungen am Kopf und Rumpf sollte auf eine Kühlung generell verzichtet werden.
#5 Ein Verletzter darf am Unfallort auf keinen Fall bewegt werden
Dieser Mythos geht vor allem auf die Annahme zurück, dass ein Unfallopfer schwere Verletzungen haben könnte, die von einem Laien nicht erkannt werden – und durch einen Transport verschlimmert werden können (z.B. eine Wirbelfraktur). Das oberste Gebot bei einem Unfall ist, zunächst den Unfallort abzusichern, um Eigengefährung und Folgeschäden auszuschließen. Bei einem Autounfall sollten verletzte Personen nur bei Bewusstlosigkeit, Feuer oder schweren Blutungen aus dem Unfallwagen transportiert werden. Bei allen anderen Fällen sollten die Personen im Auto sitzen bleiben, bis die Rettungskräfte kommen, um weitere Verletzungen zu verhindern.
#6 Knochenbrüche müssen sofort geschient werden, damit sie gut verheilen können
Die Faustregel, dass ein Bruch schneller und besser verheilt, je eher er gerichtet und geschient wird, ist ein gefährlicher Irrtum. Oft führt er dazu, dass Laien mit zum Teil sehr abenteuerlichen Hilfsmitteln einen Bruch „stabilisieren“. In Wahrheit ist es als Ersthilfe vollkommen ausreichend, das gebrochene Körperteil ruhigzustellen. Das Richten und Schienen sollte man dagegen einem Profi überlassen, da ansonsten ein hohes Risiko für Langzeitschäden besteht. Außerdem sind bei vielen Brüchen nicht nur Knochen verletzt – sondern auch Nerven oder Gefäße.
#7 Eine Herzdruckmassage darf niemals unterbrochen werden
Ist ein Verletzter bewusstlos oder lässt sich keine Atmung feststellen, sollte man mit der Herzdruckmassage beginnen. Dazu setzt man eine Hand auf die Mitte des Brustbeins, legt die andere darauf und drückt dann etwa 100-Mal pro Minute fünf Zentimeter nach unten. Die Herzdruckmassage muss durchgeführt werden, bis ein Notarzt bereit ist (!), die Rettungsmaßnahme zu übernehmen (keinesfalls schon abbrechen, wenn z.B. ein Krankenwagen eintrifft oder sich ein Arzt nähert) oder der Verletzte wieder ansprechbar ist. Die sich daran anschließende Behauptung, dass eine Herzdruckmassage niemals unterbrochen werden darf, ist nicht zutreffend. Studien zeigen, dass eine Herzdruckmassage im Schnitt aufgrund der großen Anstrengung für den Hilfeleistenden nach zwei Minuten stark an Qualität verliert. Sind mehrere Erstretter vor Ort, empfiehlt sich deshalb, regelmäßig zu wechseln. Ist man alleine, sollte eine Unterbrechung, um Kraft zu schöpfen, so kurz wie möglich gehalten werden, da die Herzdruckmassage dazu dient, den Restsauerstoff im Blut zirkulieren zu lassen – und es bereits nach einer Pause von 180 Sekunden zu einer Unterversorgung im Gehirn kommen kann.
#8 Einen Defibrillator nicht benutzen, wenn man nicht sicher ist, ob das Herz noch schlägt
Defibrillatoren (AED), die an öffentlichen Orten zur Ersthilfe bei Herzrhythmusstörungen zur Verfügung stehen, richten sich gezielt an Laien – und können auch ohne ärztliche Diagnose eingesetzt werden. Anders gesagt: Diese Geräte geben per Sprachfunktion einfache Anweisungen, was zu tun ist. Außerdem stellen sie selbstständig fest, ob ein Herz noch schlägt oder stillsteht – und entscheiden entsprechend, ob ein Stromschlag nötig ist. Generell gilt aber: Im Zweifel ist es wichtiger, mit der Herzdruckmassage zu beginnen, als einen Defibrillator zu suchen oder zu holen. Einen AED darf man zudem niemals im Wasser oder in einer Pfütze stehend einsetzen. Und berühren Sie den Patienten nicht, während der Defibrillator arbeitet – nicht nur, um einen Stromschlag zu verhindern, sondern auch, um die Messung der Herzfunktion nicht zu beeinträchtigen.
#9 Bei Bewusstlosigkeit sollte viel Wasser verabreicht werden
Betroffene Personen sollte man bei Bewusstlosigkeit in erster Linie in die stabile Seitenlage bringen, da sonst die Gefahr besteht, dass sie an ihrem Erbrochenen ersticken. Erleidet jemand allerdings einen Schwächeanfall mit kurzer Bewusstlosigkeit, sollte man Wasser zu trinken geben, damit die Flüssigkeit und Elektrolyte wieder aufgefüllt werden. Dazu legt man die Beine des Betroffenen hoch, damit das Gehirn besser mit Flüssigkeit versorgt wird.
#10 Wenn ein Verband durchgeblutet ist, soll man ihn wechseln
Der Verband ist gerade erst um die frische Wunde gewickelt, und schon sieht man, dass das Blut durchsickert. Was macht man jetzt? Oft hört man, dass man einen durchgebluteten Verband wechseln sollte. Doch in Wahrheit ist das Gegenteil der Fall. Es gibt zwei entscheidende Gründe, warum der Verband drauf bleiben sollte. Zum einen wird bei einem Verbandswechsel die Wunde noch einmal freigelegt und die Infektionsgefahr dadurch deutlich erhöht. Zum anderen stört man damit den Heilungsprozess der Wunde. Stattdessen ist es ratsam, einfach einen zweiten Verband über den durchgebluteten ersten zu wickeln.
#11 Das Heimlich-Manöver wendet man auch bei Babys und Kleinkindern an
Sich zu verschlucken, ist nicht nur eine unangenehme Erfahrung, sondern kann unter Umständen sogar lebensbedrohlich werden. Denn nicht immer lässt sich ein Fremdkörper, der die Atemwege blockiert, auch selbstständig entfernen. In solchen Fällen kann das sogenannte Heimlich-Manöver, bei dem man die Person, die sich verschluckt hat, von hinten umfasst und ruckartig Druck auf die Magengegend ausübt, Leben retten. Doch nicht selten wenden panische Eltern den Heimlich-Griff auch bei Säuglingen und Kleinkindern in Erstickungsnot an. Das Problem: Schon bei Erwachsenen birgt das Manöver ein hohes Verletzungspotenzial. Ist dieser Druck zu groß, können schwere Verletzungen die Folge sein. Deshalb empfehlen Rettungsmediziner gerade für Säuglinge eine schonendere und trotzdem effektive Methode. Hat das Kind sich verschluckt und kann sich selber nicht des Fremdkörpers entledigen, legt man das Kind bäuchlings auf seinen Unterarm, mit der Hand stützt man den Kiefer, ohne den Mund zu verdecken oder den Hals zu berühren. Dabei ragt der Kopf über die Hand hinaus, der Arm wird leicht schräg nach unten gehalten, nicht waagerecht. Dann gibt man dem Baby einige feste Schläge mit der flachen Hand zwischen die Schulterblätter, um den Fremdkörper zu lösen. Auch bei Erwachsenen hilft meistens schon, den Oberkörper nach vorne zu beugen und zu klopfen.
#12 Wer falsch hilft, macht sich strafbar
Erste Hilfe ist eine heikle Angelegenheit. Viele Menschen, die in die Situation geraten, reanimieren zu müssen, stellen sich unweigerlich die Frage: Mache ich das richtig? Was passiert, wenn ich bei dem Versuch, ein Menschenleben zu retten, die betroffene Person verletze? Kann man angeklagt werden, weil man bei der Herzdruckmassage einer Person die Rippen bricht? Immer wieder kommt es vor, dass Menschen die Erste Hilfe unterlassen, weil sie Angst vor den Konsequenzen haben, sollten sie falsch handeln. Dabei gilt: Wer nach bestem Wissen und Gewissen Erste Hilfe leistet, hat nichts zu befürchten. Tatsächlich ist in Deutschland jeder Ersthelfer gesetzlich gegen mögliche Körperschäden versichert. Nur wer die wiederzubelebende Person mutwillig verletzt oder grob fahrlässig handelt, muss mit Konsequenzen rechnen. Darüber hinaus ist jeder dazu verpflichtet, nach seinen Möglichkeiten im Notfall Erste Hilfe zu leisten. Wer dem nicht nachkommt, muss mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr rechnen.
#13 Das Urinieren auf eine Quallenverletzung lindert den Schmerz
Die Nesseln mancher Quallenarten können nicht nur starke Schmerzen, sondern auch Verbrennungen erzeugen. Oft wird deshalb empfohlen, die Verbrennungen mit Urin zu behandeln. Forscher der University of Hawai‘i at Mānoa fanden heraus, dass Urin tatsächlich die Schmerzen nur verschlimmert. Das effektivste Mittel sei stattdessen handelsüblicher Essig (keine Essigessenz). Mit diesem sollte die betroffene Stelle großflächig abgespült werden, ehe man sie mit 45 Grad Celsius heißen Wärmepackungen etwa 45 Minuten lang abdeckt. So wird das Gift der Qualle deaktiviert.
#14 Der Puls muss bei einer Reanimation regelmäßig kontrolliert werden
Lebt er noch? Diese Frage stellen sich viele Menschen und glauben, bei einer Reanimation regelmäßig den Herzschlag des Bewusstlosen überprüfen zu müssen. Doch das kostet wertvolle Zeit und gelingt den allermeisten Menschen nicht. Deshalb gilt: Erste Hilfe geht vor (dabei die Atmung alle zwei Minuten überprüfen, um gegebenenfalls eine Reanimation einzuleiten), den Rest übernehmen die Sanitäter.
#15 Eine stark blutende Wunde muss man abbinden
Wie stoppt man eine Wunde, die nicht zu bluten aufhören will? Lange Zeit hielt sich der Glaube, dass man eine schwere Wunde abbinden muss, um die Blutung zu stoppen. Das Problem: Dabei unterbricht man den Blutkreislauf in dem betroffenen Körperteil und riskiert, dass es abstirbt. Ein Druckverband mit einer noch verpackten Mullbinde als Polster kann hingegen die Blutung stoppen, ohne die Blutzufuhr zu unterbinden. Wichtig: Die verpackte Mullbinde oder einen nicht saugfähigen Gegenstand fest über der Wunde verknoten.
#16 Wenn ich eine Unfallstelle erreiche, setze ich zuerst den Notruf ab
Ersthelfer bei einem Verkehrsunfall zu sein, kann überfordernd sein. Viele Menschen setzen deshalb in dieser Situation als Erstes den Notruf ab. Dabei vergessen sie den wichtigsten Faktor: die eigene Sicherheit. Deshalb gilt: als Allererstes die Unfallstelle absichern und sich einen ersten Überblick verschaffen (Anzahl der Verletzten, Art des Notfalls). Gegebenenfalls sollte man jetzt schon Erste-Hilfe-Maßnahmen leisten (z.B. stabile Seitenlage, Blutung stoppen, etc.). Dann kann man den Notruf tätigen und sich schnell Hilfe von Mitmenschen aus der unmittelbaren Umgebung holen.
#17 Nach einem Schlangenbiss sollte man das Gift aussaugen
Der Mythos hält sich hartnäckig: Wenn jemand von einer giftigen Schlange gebissen wurde, soll man die Bissstelle einschneiden und aussaugen. Doch bringt das wirklich etwas? Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Durch die tiefere Wunde sind Komplikationen oft die Folge. Stattdessen soll man den Notruf tätigen. Wichtig ist auch, dass man sich von der Gefahrenquelle entfernt und darauf achtet, dass andere Personen sicher sind. Ein Foto des Tieres hilft den Rettern, dies zu identifiezieren – sei es eine giftige Schlange oder eine Spinne.
#18 Epileptikern sollte man bei einem Anfall den Mund aufklemmen
Ein epileptischer Anfall ist eine angsteinflößende Erfahrung – für den Betroffenen selbst sowie für die Menschen um ihn herum. Doch wie hilft man einer Person, die sich verkrampft am Boden windet? Hartnäckig hält sich der Glaube, dass ein Epileptiker sich bei einem Anfall die Zunge verletzen und man deshalb den Mund mit einem Löffel aufklemmen muss. In Wirklichkeit ist das jedoch für den Epileptiker sehr gefährlich. Da die Kiefermuskulatur sich wie der gesamte restliche Körper auch verkrampft, ist es äußerst schwierig, einen Löffel zwischen die Zähne des Betroffenen zu bekommen. Bei dem Versuch werden Epileptikern nicht selten Zähne herausgebrochen. Trotzdem kann man der betroffenen Person helfen. Alle Gegenstände, an denen sie sich verletzen könnte, müssen aus dem Weg geräumt werden, dann kann man den Notruf absetzen. In der Nachschlafphase nach dem Anfall sollte man die Person in die stabile Seitenlage bringen.
#19 Bei starkem Nasenbluten ist es ratsam, die blutenden Nasenlöcher mit einem weichen Stopfen zu verschließen
Die Nase fängt an zu bluten – und was nun? Ein bewährtes Hausmittel ist es, die Nasenlöcher mit einem Stopfen aus Watte oder einem Taschentuch zu verschließen, um die Blutung zu stoppen, und den Kopf in den Nacken legen. Davon rät der Mediziner Dr. Winfried Goertzen jedoch ab: „Dadurch läuft das Blut in den Rachen und durch die Speiseröhre in den Magen. Das kann zu Erbrechen führen, das Blut kann sogar in die Atemwege gelangen.“ Deshalb ist es ratsam, den Kopf nach vorne zu beugen, um das Blut abfließen zu lassen. Und anstelle eines Stopfens sei es viel effektiver, einfach die Nasenflügel zusammenzudrücken.
#20 Man kann einen Luftröhrenschnitt mit dem Kugelschreiber machen
„Das gehört eher in die Welt von James Bond“, erklärt Notfallmediziner Thomas Henke. Studien haben gezeigt, dass man mit einem Kugelschreiber ohnehin nicht die Haut durchbohren kann – jedenfalls nicht, ohne erheblichen Kollateralschaden anzurichten. Von dieser Maßnahme sollte man also Abstand nehmen. Als Tubus (Beatmungshilfe) kann die Kugelschreiber-Hülse im Notfall dagegen tatsächlich verwendet werden. Allerdings ist dafür ein fachgerechter Schnitt in der Luftröhre notwendig – und den setzen selbst erfahrene Mediziner nur sehr selten in absoluten Notfällen.
#21 Fieber kann man durch Einreiben der Haut mit Alkohol senken
Alkohol ist ein Hausmittel, dass bei vielem helfen soll. Bei Menschen mit Fieber soll beispielsweise das Einreiben der Haut mit Hochprozentigem die Körpertemperatur senken. Gerade viele Eltern greifen bei ihren Kindern auf diese Methode zurück. Dabei ist Alkohol auf der Haut nicht nur ineffektiv, sondern kann gerade bei kleinen Kindern gefährlich werden. Durch den schnell verdampfenden Alkohol entsteht Verdunstungskälte, so dass der Körper schnell abkühlt. Es kann infolge dazu kommen, dass der Körper gegen die Kälte arbeitet, und versucht von innen heraus zu wärmen. Da Personen mit Fieber jedoch eine erhöhte Körpertemperatur haben, wäre dies sehr kontraproduktiv, den Körper zu weiterem Erhitzen zu ermutigen. Darüber hinaus kann der Alkohol in den Blutkreislauf eindringen; eine Alkoholvergiftung kann die Folge sein.
Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 10.000 Menschen aufgrund von falscher oder unterlassener Hilfeleistung. Dafür maßgeblich mitverantwortlich sind Erste-Hilfe-Legenden, die sich oft seit Jahrzehnten jeder Richtigstellung widersetzen. Es wird Zeit, damit aufzuräumen ...