Es war die blutigste Schlacht des Zweiten Weltkriegs: Der Kampf um Stalingrad, die Stadt, die nach Hitlers größtem Widersacher benannt war. Am 31. Januar 1943 ergab sich Generalfeldmarschall Paulus mit der sechsten Armee den sowjetischen Verteidigern.
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Am 22. Juni 1941 läuft sie an – die „Operation Barbarossa“. Nach schnellen Vorstößen rennen sich die Deutschen aber kurz vor Moskau in der sowjetischen Verteidigung fest und liefern sich mit den Verteidigern schwere Kämpfe um die Hauptstadt. Auf ihrem Weg Richtung Osten hinterlassen die Deutschen eine Spur der Zerstörung. Wer sich ihnen in den Weg stellt, wird vernichtet.
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Das wahre Gesicht des Krieges: Leid und Elend prägen die Bilder vom Kampf um jeden Meter Boden. Solche Fotos darf die Zivilbevölkerung in der Heimat zu dieser Zeit aber keinesfalls zu Gesicht bekommen.
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Am 23. August 1939 hatten Joachim von Ribbentrop, Hitlers Außenminister, und Wjatscheslaw Molotow, sein sowjetisches Gegenüber, den Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und der Sowjetunion unterzeichnet.
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Der Vertrag enthält ein geheimes Zusatzprotokoll, das regeln soll, wie Polen nach einem Krieg zwischen den beiden Ländern aufgeteilt werden soll. Der Vertrag ist auf zehn Jahre angesetzt, was Hitler aber nicht darin hindert, die Sowjetunion knapp zwei Jahre nach der Unterzeichnung des Bündnisses zu überfallen. Das Bild zeigt eine Nachstellung des Kampfes.
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Stalingrad wird während der Kämpfe in Schutt und Asche gelegt. Immer wieder machen Luftangriffe ganze Wohnblöcke dem Erdboden gleich. Aber auch Hermann Görings Luftwaffe muss herbe Rückschläge hinnehmen.
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Die Sowjets leisten erbitterten Widerstand. Mit dem einbrechenden Winter sind sie vertraut – im Gegensatz zu den Deutschen.
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Blick auf eine Ruinenlandschaft: In den schweren Kämpfen wechselten die Gebäude oft mehrmals am Tag die Besetzer – ein wahnsinniger Kampf um jeden Quadratmeter Ruinen. Die Zerstörung der Stadt durch die Deutschen bedeutet auch, dass sie selbst keine ausreichend guten Quartiere für den Winter haben.
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Nach den Kampfhandlungen werden die deutschen Kriegsgefangenen dazu eingesetzt, die Stadt wieder aufzubauen. Die letzten von ihnen kehren 1955 nach Deutschland zurück, nachdem Konrad Adenauer im September 1955 mit einer Delegation ihre Freilassung erwirkt hat. Das Bild ist eine Nachstellung der Szene.
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Zerstörte Ungetüme: Nachschubschwierigkeiten bedeuten auch, dass die deutschen Panzer nicht mehr voll einsatzfähig sind. Nach dem Kampf um die Stadt reichen die zerstörten Panzer so weit das Auge reicht. (Bild: Bergung eines Panzers aus dem Krieg)
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Im Hintergrund die Mutter-Heimat-Statue auf dem Mamajew-Hügel: Sie ist 85 Meter hoch und 7.900 Tonnen schwer. Allein das Schwert ist 33 Meter lang und wiegt vierzehn Tonnen.
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Die Stadt, die Hitler um jeden Preis einnehmen will, wird zum Sinnbild für die Wende im Kriegsverlauf: Die Rote Armee kesselt die Deutschen am 22. November 1942 in Stalingrad ein und holt zum Gegenschlag aus. Was als Triumph geplant war, wird zur größten Niederlage der deutschen Wehrmacht.
Am 22. Juni 1941 beginnt das „Unternehmen Barbarossa”: Die deutsche Wehrmacht überfällt die Sowjetunion. Hitler bricht damit den Nichtangriffspakt, den er 1940 mit Stalin geschlossen hatte. Nach anfänglich schnellen Vorstößen ist für die deutschen Truppen jedoch kurz vor Moskau Schluss: Eine Gegenoffensive der Roten Armee stoppt die Deutschen im Dezember 1941, sechzig Kilometer vor der Hauptstadt der UdSSR. Die Soldaten kommen nicht weiter, der Winter bricht herein – und bei Temperaturen von mehr als vierzig Grad unter null zeigt sich die schlechte Vorbereitung der deutschen Invasoren. Man hatte den Gegner und die Situation unter- und sich selbst nach dem schnellen Sieg über Frankreich überschätzt. Und so entwickelt sich der Feldzug anders, als es sich Hitler vorgestellt hatte.
Nach erbitterten Kämpfen um Moskau startet Hitler am 28. Juni 1942 eine neue Generaloffensive Richtung Süden. Der Treibstoff-Nachschub der Wehrmacht ist ins Stocken geraten – Abhilfe soll der „Fall Blau” schaffen. Dieser Plan sieht vor, die Erdölreserven im Kaukasus unter deutsche Kontrolle zu bringen. Deutschland hatte zuvor den größten Teil seines Öls aus der Sowjetunion bezogen. Nach dem Start von „Unternehmen Barbarossa” waren die Lieferungen aus dem Osten eingestellt worden, die Weiterführung des
Krieges war gefährdet.
Schon zu diesem Zeitpunkt zweifeln manche Militärs an der Machbarkeit der Operation. Sie sehen die Kluft zwischen benötigtem Nachschub und weiterem Vordringen immer größer werden. Doch Hitler hört nicht auf seine Berater und Generäle – ein folgenschwerer Fehler. Und er schmiedet weitere Pläne, nicht nur die kaukasischen Ölfelder will der Diktator unter seine Kontrolle bringen, auch das Rüstungszentrum Stalingrad soll um jeden Preis eingenommen werden – schon allein aufgrund der Symbolkraft, die mit dessen Namen verbunden war. Zu groß ist das Ego des deutschen Machthabers, als dass er die Stadt an der Wolga bei seinem Vormarsch seitlich liegen lassen kann.
Und zunächst sieht es sogar gut aus für Hitler: Zwischen dem 16. und 18. November 1942 erobern die Deutschen neunzig Prozent der Stadt. Doch dann wendet sich das Blatt. Die Rote Armee holt zum Gegenschlag aus. Am 22. November ist die gesamte sechste deutsche Armee eingeschlossen, ebenso Teile der vierten Panzerarmee. Generalmajor Paulus bittet Hitler, aus dem Kessel ausbrechen zu dürfen – doch der lehnt ab und verspricht, dass die Luftwaffe die Eingeschlossenen versorge, bis Unterstützung eintreffe. Hitler will diese Stadt um jeden Preis. Gleich mehrmals wiederholt er seine wahnsinnigen Durchhaltebefehle, der blutige Kampf um jeden Quadratmeter Stadt verlängert sich ein ums andere Mal.
Paulus wird von Hitler zum Generalfeldmarschall ernannt – ein solcher hatte noch nie kapituliert. Die letzte Hoffnung des
Diktators, dass seine Armee die Stadt nicht freiwillig aufgeben würde und gleichzeitig eine indirekte Aufforderung zum Selbstmord an Paulus. Die Soldaten sollen bis zum „Heldentod” kämpfen. Doch der frisch ernannte Generalfeldmarschall kapituliert am 31. Januar 1943, und nur zwei Tage später ergeben sich auch die Truppen im Norden des Kessels. Es wird die erste große Niederlage der Deutschen im Zweiten Weltkrieg. Nun begann der Vorstoß der Roten Armee in Richtung Westen.
Die deutsche Propaganda versucht noch, Stalingrad als Heldenepos zu „verkaufen”. Aber das Volk verliert den Glauben an den Sieg. Da hilft auch der Aufruf Goebbels’ zum „Totalen Krieg” in seiner Rede am 18. Februar 1943 im Berliner Sportpalast nicht mehr. Fast parallel zur Eröffnung der zweiten Front – durch die Alliierten im Westen am 6. Juni 1944 – startet die Rote Armee am 22. Juni ihre Großoffensive gegen die Deutschen. Sie wird diese erst im Mai 1945 stoppen, als die deutsche Hauptstadt Berlin unter sowjetischer Kontrolle steht.
Hitler sah sich als genialen Taktiker und Strategen – und trug damit die Hauptschuld an der Niederlage von Stalingrad. Er ignorierte Hinweise seiner Generäle, schmiss deren Pläne über den Haufen und spielte sich als allwissender Feldherr auf. Allein durch die gleichzeitige Attacke zweier Hauptziele – Stalingrad und die kaukasischen Ölfelder – überstreckte er die Front dermaßen, dass sich der Roten Armee Lücken boten, durch die sie hindurch stoßen konnte. Für das Deutsche Reich war Stalingrad somit der Anfang vom Ende.
Bis zum Ende der Schlacht um Stalingrad waren circa 150.000 deutsche Soldaten gestorben, circa 91.000 in Gefangenschaft geraten und letztendlich nur 6.000 lebendig nach Deutschland zurückgekehrt. Insgesamt starben 3,5 Millionen Deutsche an der Ostfront. Auf sowjetischer Seite zeichnete sich ein noch furchtbareres Bild: Bis Kriegsende am 8. Mai 1945 hatten über 25 Millionen Menschen ihr Leben lassen müssen.
In Stalingrad, das infolge der Entstalinisierung 1961 in Wolgograd umbenannt wurde, gibt es heute zahlreiche Denkmäler, die an den grausamen Kampf erinnern. Das eindrucksvollste ist wahrscheinlich die Mutter-Heimat-Statue, die auf dem Mamajew-Hügel steht. Mit einer Höhe von 85 Metern und knapp 8.000 Tonnen Gewicht mahnt sie, das Elend des Krieges nie aus den Augen zu verlieren.