Welt der Wunder

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Slow Down: Die Natur im Energiesparmodus

Foto: Hardy Müller

Slow Down: Die Natur im Energiesparmodus

Ruhe. Wertschätzung. Respekt. Nutzen Sie diese Wörter als Verhaltensmaxime, wenn Sie im Winter in die Natur gehen? Sobald sich nämlich eine weiße Schneedecke über das Land legt, sind Flora und Fauna besonders verwundbar.

Gerade unberührte Naturschutzgebiete sind dabei wesentlicher Bestandteil der Umgebung. Ihr Schutz hat höchste Priorität. Denn gerade im Winter sind Wildtiere wie Rothirsche, Rehe, Auerhühner, Hasen oder Marder und deren Lebensraum auf Ruhe und Rücksichtnahme angewiesen – die heimische Flora ist so schön wie zerbrechlich. Wie also verhält sich der Mensch in der Natur, um diese nicht zu zerstören?

Empfindliche Ökosystemen zur Winterzeit verdienen unseren Schutz

Es ist so, als ob Fremde ohne Vorwarnung im Wohnzimmer stehen. Wir erschrecken. Unerwartete Geräusche werden in unserem Gehirn verarbeitet. Die Ausschüttung von Adrenalin automatisch in Gang gesetzt. Was natürlicherweise einen Fluchtreflex auslöst, bedeutet für viele Tiere den harten Kampf ums Überleben.

In der Natur sind wir Gäste. Obwohl uns Wege fernab ausgetretener Pfade reizen, sollte wir den Wald und die gekennzeichneten Schutzgebiete genauso lassen, wie sie sind – unberührt. Tiere „brauchen Ruhe, um mit den Energiereserven aus Sommer und Herbst den kargen Winter überstehen zu können“, erklärt Friederike Schneider. Die Baiersbronnerin arbeitet für den Nationalpark Schwarzwald – ein unangetastetes Paradies für Naturliebhaber.

Als Rangerin streift sie täglich durch die Wälder. Sie appelliert an ein respektvolles Verhalten der Nationalparkbesucher: „Um den Tieren das Überleben leichter zumachen, weisen wir im Winter einige zusätzliche, saisonale Sperrungen aus, die die Besucherinnen und Besucher respektieren sollen.“ 

Slow Down: Die Natur im Energiesparmodus
Foto: Ulrike Klumpp

Für ein unbeschwertes Naturvergnügen braucht es wenig Verbote, jedoch einen guten Willen eines jedes Naturnutzers, sowie den Respekt vor der Natur. Dahingehend nennt Friederike Schneider einige Verhaltensregeln:

1. Lebensräume erkennen: Folgen Sie keinen Tieren oder Tierspuren

Durch ihren feinen Geruch- und Gehörsinn bemerken Wildtiere uns Menschen lange bevor wir sie überhaupt wahrnehmen – wenn überhaupt. Die natürlichen Geräusche eines Outdoorers beunruhigt sie, treibt sie oft Kilometer weit vom natürlichen Lebensraum weg und stört ihre Nahrungsaufnahme. Wichtig ist daher eine richtige Tourenplanung. Auf aktuellen Wanderkarten sind die Schutzzonen grundsätzlich eingezeichnet. Auch vor Ort weisen Schilder und Informationstafeln den Weg. Wenn man aufmerksam schaut, kreuzen sich auch auf beschilderten Routen die Wege von Tier und Mensch.

2. Ruhezeiten beachten: Vermeiden Sie den Aufenthalt bei Nacht

Stille. Man hört nichts, man sieht nichts und doch schlafen Tiere im Winter keineswegs so fest, wie manch einer uns glaubt. Wer sie aufschreckt riskiert, dass sie nicht mehr genug Energie für den Winter haben. Wegnahe Bereiche werden tagsüber von Wildtieren eher gemieden. Nachts werden diese Wege gezielt aufgesucht. Vor allem das Rotwild nutzt diese Wege in der Dämmerung und nachts zur bequemen Fortbewegung, bis hin zum Fressen. Immer beliebter werdende After-Work- oder Sunset-Touren müssen daher gut und mit großem Respekt vor der Natur geplant sein.

Slow Down: Die Natur im Energiesparmodus, der Natur auf der Spur
Foto: Ulrike Klumpp

3. Auf dem richtigen Pfad bleiben: Gehen Sie nicht querfeldein

Für das Störungsempfinden von Wildtieren ist es entscheidend, ob menschliche Aktivität „auf Wegen“ oder „abseits von Wegen“ sattfinden. Wildtiere können potenzielle Gefahren auf Wegen richtig einschätzen, ihr Verhalten an die Störreize anpassen und sich sogar an diese gewöhnen. Abseits der Wege kann ein einzelner Mensch jedoch eine energiezehrende Fluchtreaktion auslösen, die vor allem im Winter lebensbedrohlich für das Tier sein kann. Beachten Sie die Schutzzonen und nehmen Sie Rücksicht auf die sensible Tier- und Pflanzenwelt.

Der Natur auf der Spur

Respekt bedeutet aber nicht, dass man diese besondere Zeit in der Natur nicht genießen darf. Im Nationalpark rund um Baiersbronn gibt es beispielsweise ausgewiesene Wanderwege, Schneeschuh-Trails und Loipen, die auch im Winter ein Naturerlebnis möglich machen. Besonders spannend und ein einzigartiges Erlebnis im Winter sind Spurenwanderungen. Denn wenn die Landschaft im Schnee versinkt, entdeckt man viele Spuren, die einem im Sommer entgehen – vor allem die der kleinen Tiere. Und für die möchten die Nationalpark-Ranger die Besucher der Region besonders sensibilisieren.

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