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Was tun gegen Stottern?

Foto: Imago / ITAR-TASS

Was tun gegen Stottern?

Rund 8000 Menschen in Deutschland stottern. Oft schämen sich die Betroffene für ihren Sprachfehler und sie reden wenig. Mithilfe von Logopäden und Psychologen kann vielen heutzutage jedoch gut geholfen werden.
Rund achthunderttausend Menschen in Deutschland stottern. Oft schämen sich die Betroffene für ihren Sprachfehler und sie reden wenig. Mithilfe von Logopäden und Psychologen kann vielen heutzutage jedoch gut geholfen werden.
Im Jahr 2011 gewann der Film „The King’s Speech“ vier Auszeichnungen in den Kategorien bester Film, beste Regie, bester Hauptdarsteller und bestes Originaldrehbuch. Der Film erzählt vom Sprachfehler des britischen Königs George VI. und dessen Heilung. König Georges Stottern trat vor allem in Situationen auf, in denen er nervös war – ein großes Problem für jemanden, der häufig Reden vor großem Publikum halten musste. Sein Sprachtherapeut Lionel Logue übte beinahe drei Monate täglich mit ihm, flüssig zu sprechen. Logue benutzte damals Therapieformen, die er in der ganzen Welt gesammelt hatte: Der Australier reiste seit 1911 durch viele Länder und beobachtete, wie Stottern behandelt wird. Viele berühmte Persönlichkeiten stotterten – Marilyn Monroe, Oasis-Gitarrist Noel Gallagher, der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill und sogar „Mr. Bean“-Darsteller Rowan Atkinson gehören dazu. Sie konnten ihren Sprachfehler bereits als Jugendliche mit geeigneten Therapien besiegen. Im Erwachsenenalter lässt sich der Sprachfehler meist nur noch schwer korrigieren. Kinder und Jugendliche dagegen, die noch vor der Pubertät behandelt werden, haben gute Chancen auf Besserung.

Gene oder Gehirn?

Die genauen Ursachen des Stotterns sind unbekannt – und wahrscheinlich vielfältig. Neben einer genetischen Disposition können Stress und traumatische Erlebnisse den Sprachfehler auslösen. Aber auch im Gehirn suchen Neurologen nach einem Auslöser für das Stottern. Studien haben gezeigt, dass bei Stotterern die Aufgabenteilung der beiden Gehirnhälften oft weniger ausgeprägt aufgeteilt ist als bei nicht stotternden Menschen. Die Folge: Das Sprachzentrum ist überfordert, die klare Aussprache fällt den Stotternden schwer. Einig sind sich Wissenschaftler aller Disziplinen aber in einem Punkt: Stottern verschlimmert sich, je mehr es einen Menschen quält. Wer sich mit seinem Gegenüber wohl fühlt und entspannt reden kann, fängt weniger wahrscheinlich an zu stottern. Fühlt man sich hingegen unter Druck gesetzt oder muss man ein unangenehmes Gespräch führen, fangen teilweise sogar Menschen an zu stottern, die sonst von dem Sprachfehler verschont bleiben.

Hilfe verzweifelt gesucht

Heutzutage ist die Behandlung des Stotterns nicht mehr so experimentell wie zur Zeit George des VI. Zwar gibt es keine „Pille“ gegen den Sprachfehler, Logopäden können den Patienten aber eine spezielle Atemtechnik vermitteln, mit der sich die panischen Stottermomente fast vollständig vermeiden lassen. Teilweise hilft auch eine Psychotherapie, wenn die Angst vor dem Stottern mehr Raum einnimmt als der Sprachfehler selbst. Hier lernt der Patient, mit seinem Leiden besser umgehen zu können. Und auch Menschen im Umfeld des Betroffenen können helfen, indem sie den Stotternden nicht hetzen oder ständig seine Sätze vervollständigen wollen. Dass die Ursachen bislang nicht geklärt werden konnten und viele Betroffene sehr unter ihrem Stottern leiden, nutzen aber auch viele unseriöse Anbieter aus: Sie versprechen schnelle Heilung mit wundersamen Methoden – und ziehen nur manch einem verzweifelten Patienten das Geld aus der Tasche. Seriöse Angebote sind über einen längeren Zeitraum hinweg angelegt und beziehen den Alltag des Patienten mit ein.
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