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Rote Liste: Wenn der Mensch zur Naturkatastrophe wird

Foto: iStock / Enjoylife2

Rote Liste: Wenn der Mensch zur Naturkatastrophe wird

Regelmäßig bringt die Weltnaturschutzunion (IUCN) die Rote Liste der gefährdeten Arten raus. Sie dokumentiert seit über 50 Jahren, was passiert, wenn der Mensch ungebeten in die Natur eingreift und dabei Tiere und Pflanzen an den Rand ihrer Existenz treibt.
Wegen intensiver Artenschutzmaßnahmen konnte der Iberische Luchs mittlerweile von „vom Aussterben bedroht“ auf „stark gefährdet“ herabgestuft werden. Dennoch beunruhigen die Zahlen: Nur noch 156 erwachsene Tiere leben in freier Wildbahn.
Wegen intensiver Artenschutzmaßnahmen konnte der Iberische Luchs mittlerweile von „vom Aussterben bedroht“ auf „stark gefährdet“ herabgestuft werden. Dennoch beunruhigen die Zahlen: Nur noch 156 erwachsene Tiere leben in freier Wildbahn.
Imago/Nature Picture Library
Das Dreibindengürteltier wurde für die Fußballweltmeisterschaft 2014 als Maskottchen gewählt, um auf das weltweite Artensterben aufmerksam zu machen. Die Rote Liste gefährdeter Tierarten stuft das Gürteltier als „gefährdet“ ein.
Das Dreibindengürteltier wurde für die Fußballweltmeisterschaft 2014 als Maskottchen gewählt, um auf das weltweite Artensterben aufmerksam zu machen. Die Rote Liste gefährdeter Tierarten stuft das Gürteltier als „gefährdet“ ein.
Imago/Steffen Schellhorn
Erst 2003 wurde der Mausmaki – eine Primatenart – auf Madagaskar entdeckt und schon jetzt steht er als „stark gefährdet“ auf der Roten Liste der IUCN.
Erst 2003 wurde der Mausmaki – eine Primatenart – auf Madagaskar entdeckt und schon jetzt steht er als „stark gefährdet“ auf der Roten Liste der IUCN.
Imago/imagebroker
Alle vier Gorilla-Unterarten sind stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht. Daran ist vor allem der Mensch schuld: Wilderer und die Waldrodungen haben den schwarzen Riesen über Jahrzehnte hinweg enorm zugesetzt.
Alle vier Gorilla-Unterarten sind stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht. Daran ist vor allem der Mensch schuld: Wilderer und die Waldrodungen haben den schwarzen Riesen über Jahrzehnte hinweg enorm zugesetzt.
Imago/Nature Picture Library
Das größte Landraubtier – der Eisbär – leidet sehr unter dem Klimawandel und dem Einfluss des Menschen. Die Rote Liste stuft den Eisbären derzeit als „gefährdet“ ein. In den nächsten drei Generationen wird die Eisbärenpopulation voraussichtlich um 30 Prozent schrumpfen.
Das größte Landraubtier – der Eisbär – leidet sehr unter dem Klimawandel und dem Einfluss des Menschen. Die Rote Liste stuft den Eisbären derzeit als „gefährdet“ ein. In den nächsten drei Generationen wird die Eisbärenpopulation voraussichtlich um 30 Prozent schrumpfen.
iStock/JohnPitcher
Geschätzt gibt es 10 bis 100 Millionen Spezies auf der Welt. Den Großteil davon haben Forscher noch nicht einmal entdeckt. Bislang konnten nur knapp 77.000 Arten auf der Roten Liste erfasst werden. Selbst wenn Arten als „nicht gefährdet“ eingestuft werden, wie bei diesem Gabeldrongo, muss ihr Vorkommen in der Liste dokumentiert werden.
Geschätzt gibt es 10 bis 100 Millionen Spezies auf der Welt. Den Großteil davon haben Forscher noch nicht einmal entdeckt. Bislang konnten nur knapp 77.000 Arten auf der Roten Liste erfasst werden. Selbst wenn Arten als „nicht gefährdet“ eingestuft werden, wie bei diesem Gabeldrongo, muss ihr Vorkommen in der Liste dokumentiert werden.
Imago/imagebroker
Sowohl die Afrikanischen als auch die Asiatischen Elefanten gelten als bedroht. Besonders Wilderei und der menschliche Durst nach Elfenbein sind für den starken Rückgang der Populationen verantwortlich. Die Schutzmaßnahmen zeigen jedoch einen kleinen Erfolg: 2004 stufte die IUCN den Status des Afrikanischen Elefanten auf der Roten Liste von „stark gefährdet“ auf „gefährdet“ herab.
Sowohl die Afrikanischen als auch die Asiatischen Elefanten gelten als bedroht. Besonders Wilderei und der menschliche Durst nach Elfenbein sind für den starken Rückgang der Populationen verantwortlich. Die Schutzmaßnahmen zeigen jedoch einen kleinen Erfolg: 2004 stufte die IUCN den Status des Afrikanischen Elefanten auf der Roten Liste von „stark gefährdet“ auf „gefährdet“ herab.
Imago/blickwinkel
Der Jamaika-Leguan gilt als eines der 100 am stärksten vom Aussterben bedrohten Tierarten weltweit. Lange Zeit dachte man sogar, der Leguan sei bereits ausgestorben, bis er 1970 wiederentdeckt wurde.
Der Jamaika-Leguan gilt als eines der 100 am stärksten vom Aussterben bedrohten Tierarten weltweit. Lange Zeit dachte man sogar, der Leguan sei bereits ausgestorben, bis er 1970 wiederentdeckt wurde.
Imago/blickwinkel
Die in den USA heimische Hummelart „bombus occidentalis“ wurde 2015 als „gefährdet“ in die Rote Liste aufgenommen. Allein im vergangenen Jahrzehnt ist die Population um 40 Prozent zurückgegangen.
Die in den USA heimische Hummelart „bombus occidentalis“ wurde 2015 als „gefährdet“ in die Rote Liste aufgenommen. Allein im vergangenen Jahrzehnt ist die Population um 40 Prozent zurückgegangen.
Imago/Westend61
Das katzenartige Fanaloka lebt in Madagaskar. Im Jahr 2015 wurde es von der IUCN wieder als „gefährdet“ gelistet, nachdem es 2008 auf „gering gefährdet“ herab gestuft worden war.
Das katzenartige Fanaloka lebt in Madagaskar. Im Jahr 2015 wurde es von der IUCN wieder als „gefährdet“ gelistet, nachdem es 2008 auf „gering gefährdet“ herab gestuft worden war.
Imago/Leemage
Auch der Schmalstreifenmungo ist in Madagaskar beheimatet. Da er große Teile seines Lebensraumes verloren hat, geht man davon aus, dass es in 18 Jahren nur noch halb so viele Schmalstreifenmungos geben wird wie heute. Deshalb wird das kleine Raubtier als „stark gefährdet“ eingestuft.
Auch der Schmalstreifenmungo ist in Madagaskar beheimatet. Da er große Teile seines Lebensraumes verloren hat, geht man davon aus, dass es in 18 Jahren nur noch halb so viele Schmalstreifenmungos geben wird wie heute. Deshalb wird das kleine Raubtier als „stark gefährdet“ eingestuft.
Imago/blickwinkel
Sechs Tiger-Unterarten sind bereits ausgestorben. Auch der Malaysia-Tiger gilt seit 2015 als „vom Aussterben bedroht“. Man geht davon aus, dass es nicht einmal mehr 250 Malaysia-Tiger gibt.
Sechs Tiger-Unterarten sind bereits ausgestorben. Auch der Malaysia-Tiger gilt seit 2015 als „vom Aussterben bedroht“. Man geht davon aus, dass es nicht einmal mehr 250 Malaysia-Tiger gibt.
Imago/Nature Picture Library
Die Afrikanische Goldkatze musste neu in die Rote Liste der IUCN aufgenommen werden. Aufgrund von Regenwaldrodungen und Jagd gilt die mittelgroße Katze nun als „gefährdet“.
Die Afrikanische Goldkatze musste neu in die Rote Liste der IUCN aufgenommen werden. Aufgrund von Regenwaldrodungen und Jagd gilt die mittelgroße Katze nun als „gefährdet“.
Imago/imagebroker
Der Wollkopfgeier war bisher als „gefährdet“ von der IUCN gelistet. Trotzdem wird er weiterhin stark verfolgt. Bei der Einstufung musste die IUCN deshalb ein Level überspringen: 2015 wurde der Wollkopfgeier direkt als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft.
Der Wollkopfgeier war bisher als „gefährdet“ von der IUCN gelistet. Trotzdem wird er weiterhin stark verfolgt. Bei der Einstufung musste die IUCN deshalb ein Level überspringen: 2015 wurde der Wollkopfgeier direkt als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft.
Imago/blickwinkel
Weil sein Lebensraum schnell und stark zurückgeht, nimmt die Population des Schwalbensittichs rapide ab. Der in Tasmanien heimische Papagei steht als „vom Aussterben bedroht“ auf der Roten Liste.
Weil sein Lebensraum schnell und stark zurückgeht, nimmt die Population des Schwalbensittichs rapide ab. Der in Tasmanien heimische Papagei steht als „vom Aussterben bedroht“ auf der Roten Liste.
iStock/stokaji
 
Unser Planet ist die Heimat für unzählige Lebewesen: 2011 haben Forscher mit Hilfe einer neuen Berechnungsmethode die Zahl von 8,7 Millionen bekannter Arten – plus minus 1,3 Millionen – ermittelt. Und hierbei haben die Wissenschaftler noch nicht einmal Unterarten und Rassen berücksichtigt. Die Mehrheit der an Land und zu Wasser lebenden Tiere und Pflanzen wurden allerdings bis heute noch nicht entdeckt. Experten vermuten, dass etwa 90 Prozent aller Spezies ihr Dasein unentdeckt und ungestört von uns Menschen führen.

Gejagt, geschmuggelt, ausgebeutet

Trotz dieser unglaublichen Artenvielfalt hat es der Mensch innerhalb von 40 Jahren geschafft, die Biodiversität weltweit um knapp 30 Prozent zu verringern. Das geht aus dem Living Planet Index der größten internationalen Natur- und Umweltschutzorganisationen WWF (World Wide Fund for Nature) hervor. Derzeit gelten über 23.000 Arten als vom Aussterben bedroht – Tendenz steigend. Die internationale Rote Liste der gefährdeten Arten, die die Weltnaturschutzunion (IUCN) regelmäßig veröffentlicht, gilt als wichtiger Indikator für den aktuellen Zustand der Biodiversität unserer Erde. Aktuell dokumentiert sie den internationalen Gefährdungsstatus von fast  83.000 Tier- und Pflanzenarten.

Es ist der Mensch, der der bestehenden Artenvielfalt besonders zusetzt: etwa durch Umweltverschmutzung, Abholzung der Regenwälder, illegaler Handel mit Fellen, Elfenbein, Leder oder durch eingeschleppte Arten, die heimische Tiere und Pflanzen verdrängen. 44 Pflanzen aus Indien kamen im vergangenen Jahr als Neuzugänge auf die Liste. Sie haben in der ayurvedischen Medizin und in der Homöopathie den Ruf von Heilpflanzen und so sind ihre Wurzeln und Knollen derzeit stark gefragt.

„Das größte Massenaussterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier“

Auch das weltweit wachsende Verlangen nach Delikatessen – allen voran Sushi – liefert neue Todeskandidaten, wie beispielweise den Pazifischen Blauflossenthunfisch und den Chinesischen Kugelfisch. Beide kamen vor zwei Jahren neu auf die Liste. Eberhard Brandes, der Geschäftsführende Vorstand des WWF Deutschland, warnt vor dem größten Massenausster
ben seit dem Verschwinden der Dinosaurier: „Immer mehr Arten geht es an den Kragen. Lebensraumzerstörung, Wilderei und der Klimawandel setzen ihnen zu. Viele Arten leben daher in immer kleiner werdenden Gebieten und sind dadurch stark gefährdet.“

Verschwindet ein Lebewesen aus dem empfindlichen Ökosystem, kann das unberechenbare Folgen haben. Denn jedes Geschöpf erfüllt eine eigene, essentielle Funktion – ob als Bestäuber, Jäger oder Nahrung anderer Arten. Ähnlich einer umfallenden Dominoreihe können sich unkontrollierbare Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen ergeben, die unmittelbar von einer gefährdeten Art abhängig sind.

Eine ganzheitliche Herangehensweise

Der IUCN fordert einen einheitlichen Ansatz, um den besorgniserregenden Entwicklungen entgegen zu wirken. Das bedeutet konkret: Lebensräume zu schützen, Arten nachzuzüchten und auszuwildern; Experten müssen systematisch internationale Aufklärungs- und Bildungsarbeit leisten und staatliche sowie nicht-staatliche Organisationen werden noch stärker als bisher ihren Kampf gegen die Wilderei führen müssen.

Durch Wiederansiedlungsmaßnahmen konnte die Rote Liste den Gefährdungsgrad mancher Arten wieder herabstufen. So leben beispielsweise das Wisent oder das Przewalski Wildpferd nun auch wieder in freier Wildbahn und nicht nur unter menschlicher Obhut. Auch der Iberische Luchs (siehe Bildergalerie) hat zwischen den Jahren 2002 und 2012 das Dreifache seiner Population erreicht und gilt nur noch als „stark bedroht“ und nicht mehr als „Vom Aussterben bedroht“.

WWF-Vorstand Brandes stellt fest: „Die Erfolge zeigen, dass sich der Aufwand lohnt und stark gefährdete oder sogar in der Wildnis ausgestorbene Tierarten gerettet werden können.“ Doch um dieses hohe Ziel nachhaltig zu erreichen, müsse die Bedeutung der Biodiversität „in all den unterschiedlichen Fachrichtungen verankert werden, vom Ingenieurswesen bis zu den Wirtschaftswissenschaften.“

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