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Roopkund: Welches Geheimnis birgt der See der Skelette?

Foto: iStock / tuulimaa

Roopkund: Welches Geheimnis birgt der See der Skelette?

Der indische Ranger Hari Kishan Madhwal spürt, wie sich seine Nackenhaare aufrichten. Ein kalter Schauer läuft ihm den Rücken hinunter. Er steht im Jahr 1942 am Rande des Roopkund...

… eines kleinen Gebirgssees, der auf 5.000 Metern Höhe im Himalaja liegt. Um den See herum liegen Tausende Knochen.

Madhwal erkennt sofort: Das sind Menschenknochen. Auf rund 300 Skelette schätzt der Ranger den Fund. Doch woher kommen sie? Die britischen Kolonialherren vermuten hinter den Skeletten eine japanische Sondereinheit, die zu Beginn des Zweiten Weltkrieg heimlich nach Indien gekommen war, um Sabotageakte durchzuführen. Doch eine Radiokohlenstoffdatierung bringt keine Antworten, nur weitere Fragen. Denn die Knochen sind mehr als 1.000 Jahre alt.

Was tötete die Menschen? 

Fortan wird der Roopkund nur noch Skelettsee genannt und als verfluchter Ort gemieden. Mehr als 60 Jahre bleibt das Rätsel ungelöst – bis Wissenschaftler der Oxford University im Jahr 2004 zum Roopkund reisen und die Skelette mit modernen Methoden neu analysieren. Sie können den Todeszeitpunkt auf das Jahr 850 eingrenzen und auch die Todesursache ermitteln: Alle sterben durch heftige Schläge auf den Kopf – ausgelöst durch tennisballgroße Hagelbrocken. In dem völlig schutzlosen Tal können die Reisenden dem Eis-Inferno nicht entkommen. 

Doch warum sind die Knochen vorher nie jemandem aufgefallen? Die Theorie: Weil der Roopkund an rund 330 Tagen im Jahr gefroren ist, liegen die Knochen unsichtbar unter der Eisdecke. In einem besonders warmen Sommer taute der See nicht nur vollständig auf, sondern es verdunstete auch viel Wasser. Die Knochen wurden ans Ufer gespült – und liegen da noch heute.
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