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Blitz und Donner - Wie das Wetter Kriege beeinflusst

Foto: Imago / AGD

Blitz und Donner – Wie das Wetter Kriege beeinflusst

Am 6. Juni 1944 landeten alliierte Truppen an den Stränden der Normandie, um Europa von der Naziherrschaft zu befreien. Doch fast wäre die Invasion sprichwörtlich ins Wasser gefallen - nur ein Wetterumschwung ermöglichte den Angriff auf den Atlantikwall. Und der „D-Day“ war längst nicht die einzige historische Militäroperation, bei der das Wetter fleißig mitmischte.

Bei schlechtem Wetter hätte es keinen D-Day gegeben: Die für die erste Juniwoche 1944 geplante Invasion der Alliierten drohte zu scheitern, denn ein ausgedehntes Tiefdruckgebiet überzog Ärmelkanal und Normandie mit Regen und Sturm. Unter solchen Umständen war ein Angriff unmöglich: Die Geschütze der Schlachtschiffe hätten nicht getroffen, die Bomben der Flugzeuge ihre Ziele verfehlt, die Landungsboote bei hohem Wellengang nicht landen können. Zudem wären die Soldaten nach der stürmischen Überfahrt allesamt seekrank gewesen und damit kampfunfähig.

Die Naziführung verließ sich auf die Prognosen deutscher Meteorologen, die errechnet hatten, dass das schlechte Wetter mehrere Wochen anhalten würde. Und schickte einen Teil der Soldaten, die den Atlantikwall bewachen sollten, in den Urlaub. Ein Fehler mit Folgen. Denn am 6. Juni griffen die Alliierten an – begünstigt von einem kurzen Zwischenhoch über der Normandie. Ihre Wissenschaftler hatten den Wetterumschwung vorausgesehen, woraufhin die Generäle den Angriff befohlen hatten. Die deutschen Truppen wurden überrascht, bereits am ersten Tag konnten die Alliierten den Atlantikwall durchbrechen.

Wenn schlechtes Wetter Schlachten entscheidet …

Das Wetter hat im Laufe der Geschichte so manches Gefecht entschieden. So ist von der so genannten Schlacht im Teuteburger Wald im Jahre 9 nach Christus überliefert, dass heftige Regenfälle zum Untergang der römischen Legionen führten. Die schwerbewaffneten Soldaten versanken im Morast und konnten ihre Marschordnung nicht aufrecht erhalten – und
waren damit eine leichte Beute für die in den Wäldern lauernden Germanen.

Katastrophal für die Angreifer waren auch die Wintereinbrüche 1941 und 1942 in der Sowjetunion: Schlecht ausgerüstet fanden hunderttausende deutsche Soldaten den Tod. Bei Eis, Schnee und Minusgraden kam der vorher unaufhaltsam erscheinende Vormarsch der Wehrmacht zum Stehen.

Japans Kriege und das Wetter

Umgekehrt hat sich schlechtes Wetter manchmal auch als Vorteil für den Aggressor erwiesen: Im Dezember 1941 benutzte die japanische Kriegsflotte einen Taifun als Tarnkappe. Sie folgte dem Sturm Richtung Hawaii, wo ein Großteil der amerikanischen Kriegsflotte ankerte. Unentdeckt erreichten die Japaner die Inselgruppe – und legten dann den US-Stützpunkt Pearl Harbour in Schutt und Asche.

Strahlender Sonnenschein wurde dagegen am 6. August 1945 der japanischen Stadt Hiroshima zum Verhängnis. Weil andere Ziele an diesem Tag unter einer Wolkendecke lagen, warfen die Amerikaner hier die Atombombe „Little Boy“ ab.

Militärs sollten also wissen, wie das Wetter wird – und nicht nur das von morgen. Die genauesten Prognosen kommen heute aus dem Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage in England. Um die Fehlerquote gering zu halten, entsteht hier jeden Tag nicht nur eine Vorhersage, sondern 50. Aus diesen wird dann der wahrscheinlichste Mittelwert errechnet.

Die Hochleistungsrechner des von 25 europäischen Staaten getragenen Zentrums verarbeiten Daten von Satelliten, Radaranlagen und über 10.000 Beobachtungsstationen. Und erstellen Computersimulationen und Wetterkarten, um die Vorhersage zu optimieren.

Doch längst reicht es den Militärs nicht mehr, das künftige Wetter zu kennen. Sie wollen es am liebsten gleich selbst machen. Bereits 1952 führte die Royal Air Force ein geheimes Wetterexperiment durch. „Cumulus“ hieß das Projekt, bei dem Flugzeuge Wolken mit Chemikalien impften, um Regen auszulösen. Mit größerer Wirkung als erwartet, wie es scheint: Denn die folgenden sintflutartigen Regenfälle verwüsteten zwei Drittel der südenglischen Küstenstadt Lynmouth und kosteten 34 Bewohner das Leben.

Bekannt ist, dass die USA im Vietnamkrieg auf Wettermanipulation setzten. Auf fast 3.000 Flugeinsätzen wurden Wolken mit chemischen Substanzen geimpft, um den Monsunregen zu verstärken und die Regendauer zu verlängern. So sollte der Nachschub des Vietcong unterbunden werden.

1977 verabschiedete die UNO eine Konvention, die „Kriegsführung durch Umweltmanipulation“ verbietet. Allerdings hinderte das die Militärs nicht, weiter zu experimentieren – um das Wetter als Waffe einsetzen zu können.

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